von Klaus Holzer
Manchmal verschwinden Dinge, und jeder merkt’s, z.B. wenn ein Haus abgerissen wird. Und dann gibt’s manchmal Protest, weil ein altes, stadtbildprägendes Haus verschwindet und damit wieder ein Stück Kamener Altstadt.
Manchmal verschwindet aber etwas, und keiner merkt’s, z.B. weil es klein war und „immer da war“. Und das sieht man bekanntlich immer, nimmt es aber nicht wahr. So erging es dem Schriftzug >BANK< an der Kamener Volksbank. Was hat es mit diesem Schriftzug auf sich?
Abb. 1: Dia alte Spardaka
Seit 1969 gibt es die Volksbank an der Ecke Bahnhofstraße – Klosterstraße, hervorgegangen aus der Spar- und Darlehenskasse im Gebäude gegenüber. Später gehörte ihr auch das Haus Bahnhofstraße 12,
Abb. 2: Das alte Haus Bahnhofstraße 12
in dem seit den 1890er Jahren Kamens erster Photograph, Ernst Braß, sein Geschäft betrieb.
Abb. 3: Im ersten Haus links hatte Ernst Braß sein (und Kamens) erstes Photogeschäft (Photo um 1900)
Und an der stadtzugewandten Seite dieses Hauses war ein markanter Schriftzug >BANK< angebracht, gestaltet von dem regional bekannten Kamener Künstler Heinrich Kemmer (geb. 1941 in Kamen, gest. 2014 auf Schloß Ringenberg in Hamminkeln).
Abb. 4: Unverwechselbare „Bank“
Er ist einer der drei Gründer der originalen Künstlergruppe Schieferturm (ursprünglich Malkasten Schieferturm), die in den 1950er und 1960er Jahren viele, auch internationale Ausstellungen hatte. Die anderen beiden waren Ulrich Kett (1941 – 2023) und Helmut Meschonat.
Abb. 5: Heinrich Kemmer (1941 – 2014)
Die Geschäfte der kleinen Kamener Volksbank gingen immer besser. Daraus wurde die Volksbank Kamen-Werne. Weiteres Wachstum und Konsolidation ließen sie in der Dortmunder Volksbank aufgehen.
Das Haus Bahnhofstraße 12 wird unwirtschaftlich. Es wird abgerissen und durch einen viel größeren Neubau ersetzt. Innovatives Bauen: Was wie ein Steinhaus aussieht, ist im Inneren ein Holzhaus und erfüllt alle modernen Umweltstandards. Doch mit dem Altbau verschwindet auch der einzigartige und unverwechselbare Schriftzug >BANK<.
Abb. 6: Der Neubau Bahnhofstraße 12: Hätte der Schriftzug nicht auch hierher gepaßt?
Abb. 6 zeigt den gleichen Ausschnitt wie Abb. 4. Hätte der einzigartige Schriftzug nicht auch hierher gepaßt?
Der Kamener Jonas Büchel wollte diesen Schriftzug retten, doch gab er auf, als sich herausstellte, daß ein erheblicher Aufwand notwendig sein würde. So wurden die vier Buchstaben zum Bestandteil des Bauschutts und landeten auf einer Müllkippe. Vielleicht wurde der Schutt aber auch wiederverwendet? Als Untergrund im Straßenbau?
Das alte Haus Bahnhofstraße 12 ist verschwunden, das Straßenbild wurde verändert. Das wird wohl jeder gemerkt haben. Der Schriftzug >BANK< ist mit ihm verschwunden. Hat’s jemand bemerkt? Vielleicht der an der Bahnhofstraße seltene Flaneur?
KH