Methler

H.-J. Kistner:

Die Glocken der Margaretenkirche in Methler

Die Margaretenkirche in Kamen-Methler ist eine sehr alte und durch ihre Ausstattung auch besondere Kirche. Ihr Turm stammt – wie der Turm der Pauluskirche in Kamen-Mitte – aus dem 12. Jahrhundert. Das besondere ist aber das Kirchenschiff, das 100 Jahre später errichtet wurde. Es ist im seltenen Übergangsstil der Spätromanik gebaut worden. Das Gebäude ohne Seitenschiffe hat im Innern eine Vielzahl von kunstgeschichtlichen Besonderheiten zu bieten, angefangen bei den einzigartigen Deckenmalereien aus der Entstehungszeit um 1250, den aus der gleichen Zeit stammenden Skulpturen der hl. Margarete und Johannes des Evangelisten, der Muttergottes aus dem 15. Jahrhundert, der barocken Kanzel und dem Taufbecken. Jeder, der einmal im Innern dieser Kirche war, ist von ihrem Reiz gefangen. Alle Kunstschätze haben die Reformation nach 1560 überlebt und wurden nicht entfernt. Gerade zur Weihnachtszeit ist die Margaretenkirche ein gern besuchter Ort.

Der Name der Kirche leitet sich von der heiligen Margarete ab. Er kommt aus dem Griechischen und bedeutet „die Perle”. Nach der Legende soll Margarete im 3. Jahrhundert gelebt haben. Ihr Vater Ägidius, ein heidnischer Priester, verstieß sie, weil sie Christin geworden war. Weil sie die Liebe eines römischen Präfekten nicht erwiderte, kam sie in den Kerker und wurde später enthauptet. Sie ist die Schutzpatronin der Schwangeren.

Auch im und am Turm finden sich Kostbarkeiten: zwei der fünf Glocken. Leider sind auch aus dem Turm der Margaretenkirche zwei der alten Glocken für den Rohstoffbedarf im Krieg eingeschmolzen worden. Beide Glocken stammten aus dem Jahr 1665 und wurden schon im ersten Weltkrieg heruntergeholt, aber erst im zweiten Weltkrieg eingeschmolzen. Im Jahre 1950 ersetzte man sie durch drei Stahlguß-Glocken, die jedoch nicht so klingen wie solche aus Bronze.

Im Innern befindet sich aber noch eine alte Bronzeglocke aus dem Jahr 1483, die sog. Margaretenglocke. Sie hat einen Durchmesser von 123 cm und wiegt ca. 1.200 kg. Sie trägt eine Inschrift in gotischen Minuskeln,  die lautet (ergänzt): S. MARGARETE SO BYN YCH GENANT, GEBOREN VAN DEN HEYDEN, WAN YCH ROPE SO KOMTZ TO HANT DAT MY VAN GODE NICHT ENSCHEYDE. ANNO MCCCCLXXXIII DIE KILIANI IHS. JOHAN VAN DORPMUNDE GOIT MY und klingt wunderschön.

Wie auch am Pauluskirchen-Turm, befindet sich am Turm der Margaretenkirche eine Außenglocke. Sie wurde im September 1994 erstmals von dem Glockensachverständigen C. Peters aus Hamm untersucht. Was er feststellte, war eine kleine Sensation. Es handelt sich bei ihr um eine sehr wertvolle, für westfälische Verhältnisse große Außenglocke aus dem Ende des 12. Jahrhunderts! Sie ist in sog. Übergangsform gegossen. Ihre Form erinnert an einen Bienenkorb, weist jedoch schon Merkmale der heutigen Glockengestalt auf. Sie gehört zu den fünf bis zehn ältesten Glocken Westfalens! Eine ganz große Besonderheit ist, daß diese Glocke eine gleiches Gegenstück hat, das in der Urbanus-Kirche in Dortmund-Huckarde hängt. Sie stammen offenbar aus der selben Werkstatt.

Die Glocke trägt als Symbole zwei Kreuze und die griechischen Buchstaben Α und ω. Sie sind, wie in dieser Zeit üblich, eingeritzt worden. Die Glocke diente ursprünglich als Läuteglocke. Später, als die Uhrzeiten angeschlagen wurden, war sie als Uhrglocke im Einsatz. Dadurch weist sie auch einige Beschädigungen auf, die zur Zeit restauriert werden. So müssen ein Teil der Krone und ein Henkel ergänzt werden. Die Glocke wurde daher entfernt und zu einem Restaurator gebracht.

Nach Ansicht des Sachverständigen ist die Bedeutung dieser Glocke für die Kirchengemeinde und für die gesamte westfälische Glockengeschichte nicht hoch genug einzuschätzen. Es ist nicht bekannt, ob jemals zuvor diese Glocke näher untersucht wurde. Erst das Gerüst zur Erneuerung des Turmdaches ermöglichte eine nähere Untersuchung. Der Sachverständige ist der Ansicht, dass diese Glocke nach der Restaurierung besser im Turm aufgehoben sei und sie mit ihrem sehr schönen Klang als Ergänzung der Läuteglocken dienen sollte. Die Stadt Kamen ist damit um eine weitere historische Kostbarkeit reicher, da man vorher sich dessen nicht bewusst war.