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Pfarrer Gerhard Donsbach

von Klaus Holzer


 Wenn es im Gedächtnis der Kamener Protestanten einen Pfarrer gegeben hat, der als prägende Figur in Erinnerung geblieben ist, dann wohl Gerhard Donsbach. Generationen von Kamenern hat er getauft, konfirmiert, getraut und zur letzten Ruhestätte begleitet, ihre Kinder und Kindeskinder. Jahrzehntelang. Von 1933 bis 1975.

Donsbach Barett Photo 1 Kopie Gerhard Donsbach,  12. Mai 1905 – 3. Dezember 1996 (Photo: HA)

Das war nicht von Anfang an klar, als er am 1. Februar 1932 als Hilfsprediger hier ankam. Doch schon ein Jahr später, am 19. Februar 1933, wurde er durch Superintendent Carl Philipps in der Pauluskirche ordiniert, mitten in der Zeit, wo sich Deutschlands Schicksal entschied. Und es war sicherlich ein gutes Zeichen, daß er von Philipps ordiniert wurde, der als Anhänger der Bekennenden Kirche sich treu blieb und sich nicht den Deutschen Christen anschloß, einer den Nationalsozialisten nahestehenden Ausformung der Kirche. So konnte sein Nachfolger Manfred Nemitz 1975 sagen: „Gerhard Donsbach war eine bestimmende Konstante dieser Stadt. Er hat sein Mäntelchen nie nach dem Winde gehängt.“

Am 1. Dezember 1933 übernahm er die Vierte Pfarrstelle  der Evangelischen Kirchengemeinde Kamen, die Kamen-Ost, Lerche, Rottum und Derne umfaßte. Während des Krieges mußte er auch Vertretungen in Unna übernehmen, wo er alle 14 Tage Gottesdienst in der Stadtkirche hielt, außerdem kirchlichen Unterricht und alle kirchlichen Amtshandlungen in Königsborn, Afferde, Massen und Obermassen.

Als es 1937 zur Spaltung des Presbyteriums zwischen Anhängern der Bekennenden Kirche und Deutschen Christen kam, verhielt Donsbach sich „diplomatisch“, wie es einer seiner Weggefährten ausdrückte, der Kirchenarchivar Wilhelm Wieschoff, wiewohl er mit der Bekennenden Kirche sympathisierte. Wie sehr er als Persönlichkeit und Kollege die Achtung auch der Anhänger der Deutschen Kirche genoß, spiegelt folgende Anekdote: Ende der 1930er Jahre wollte die Gestapo Donsbach im Konfirmandenunterricht verhaften. Er hätte nichts dagegen tun können. Da kam ausgerechnet vom Amtskollegen Kochs, einem Deutschen Christen, Hilfe. Er vertrieb die Gestapo mit Hilfe seines goldenen Parteiabzeichens. Und Donsbach konnte sich revanchieren. Als Kochs nach dem Krieg schon fast auf dem Transport-Lkw der Alliierten in Richtung Internierungslager saß, vermochte er ihn umgekehrt da herunter zu holen. Und noch eine Geschichte wirft ein Schlaglicht auf den Menschen Gerhard Donsbach. Ein Kamener hatte ihn im Konfirmanden-unterricht als Hitlerjunge wegen seines Bekenntnisses ständig gepeinigt. Und ganz spät, kurz vor seinem Tod, quälten ihn seine Gewissensbisse so sehr, daß er wieder in die Kirche eintrat.

Da in den späteren Kriegsjahren wegen Fliegeralarms oft keine Busse fuhren, mußten alle notwendigen Fahrten in seine vielen Gemeinden mit dem Fahrrad unternommen werden. Während des Krieges gab es Eilbegräbnisse in aller Frühe, und selbst zu dieser Tageszeit schon unter Beschuß der angreifenden Tiefflieger. Gerhard Donsbach bewältigte alles das nicht nur, ohne zu murren, sondern ging in seinem Amt auf. Was seine Kamener Heimatpfarrei anging – da war er ein lebendes Lexikon. Er kannte jeden, mit Namen und Beruf.

Daß er nie einen Führerschein besessen hatte, führte immer wieder zu kuriosen Situationen, weiß sein Nachfolger, der heutige Superintendent Martin Böcker, zu berichten, der ihn oft zu einem Ziel kutschierte: „Er wollte oft schon unterwegs aussteigen oder hatte sich hoffnungslos im Gurt verheddert.“

Das Pfarrhaus an der Hammer Straße ist ein würdiger Bau, der stark an englische Häuser des gothic style erinnert, dunkler violett-roter Ziegel. Hier saß die Familie 1947 mit Freunden zusammen, als an der Kellertür Geräusche zu hören waren. Jeder dachte sofort an Einbrecher. Gerhard Donsbach sprang als erster auf, unerschrocken nach der Feuerklatsche greifend, zur Verteidigung und Abwehr schreitend. Die anderen griffen, was da stand und lag, darunter eine Mistgabel. Als man sich der Kellertreppe näherte, löste sich die Spannung in Lachen auf. Da stand ein Pferd, das offenbar von der benachbarten Wiese des Pferdemetzgers Weber ausgerissen war.

Nach dem Krieg hat er zusätzlich zur eigenen Pfarrei noch zwei vakante Pfarreien, die erste und die dritte, mit verwaltet. Nebenher baute er kriegsbeschädigte, gar zerstörte kirchliche Gebäude wieder auf. Die Pauluskirche war von zwei Bomben getroffen worden, der Turmhelm schwer beschädigt.  Um alles kümmerte er sich selber. Doch damit war es noch nicht genug. In der Nachkriegszeit mußte erst alles wieder ans Laufen gebracht werden: das kirchliche Sonntagsblatt „Friede und Freude“ für Kamen, Heeren-Werve und Bergkamen mußte redigiert werden, der Kirchenchor brauchte einen Vorsitzenden, die Frauenhilfe mußte wiederaufgebaut werden, Gemeindebibelstunden wurden gewünscht. Gerhard Donsbach war zur Stelle. Und nebenher schrieb er noch die Geschichte seiner geliebten Kapelle Lerche auf, mit der Hand. Anläßlich seines 50. Ordinationsjubiläums sagte er selber: „Aus heutiger Sicht habe ich vieles falsch gemacht, aber meine Arbeit hat mir immer viel Freude bereitet. Ich habe vieles lernen dürfen, und Gott hat mir bei meinen Aufgaben Kraft gegeben.“

Seine Verabschiedung aus dem Dienst war am 30. Mai 1975. In allen diesen Jahren stand ihm seine Frau Luise treu zur Seite. Perfekt füllte sie die klassische Rolle der evangelischen Pfarrersfrau aus, wie sie sich in den Jahrhunderten nach Luthers Reformation entwickelt hatte. 1937 heirateten Gerhard und Luise, und von dem Tag an übernahm sie den Singekreis der Gemeinde, war 60 Jahre lang Vorsitzende der Frauenhilfe.

Natürlich war der 19. Februar 1983 ein großer Tag für die Kamener evangelische Gemeinde, der Tag des 50jährigen Ordinations-Jubiläums von Pfarrer i.R. Gerhard Donsbach. Das wurde mit einem Festgottesdienst in der Pauluskirche begangen, anschließend gab es ein Kaffeetrinken im  evangelischen Gemeindehaus. Und alles, was Rang und Namen in der evangelischen Kirche von Westfalen hatte, war da. Ein Erinnerungsalbum an diesen Festtag ist voller Glück– und Segenswünsche. Nicht nur einer Handschrift sieht man an, daß der Schreiber hohen Alters ist, langjähriger Wegbegleiter. Und selbst einige der ersten Konfirmandinnen von 1933 waren gekommen, die in einem herzlichen Schreiben „Rückschau auf 50 Jahre Freud und Leid“ hielten. In altdeutscher Schrift betonen sie, daß Pfarrer Donsbach immer ihr „treuer Pfarrer“ war. Superintendent Meier hob vor allem seinen Einsatz im alltäglichen Dienst hervor. Selbst das Ergebnis der Kollekte anläßlich dieses Tages läßt die hohe Wertschätzung des Jubilars erkennen. Sie erbrachte DM 1188,-.

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Gerhard Donsbach mit seiner Ehefrau Luise bei seinem 60. Ordinationsjubiläum 1992 (Photo: Privat)

Wenn man ihn sah, mit strengem Blick, buschigen Augenbrauen, förmlich gekleidet, nie nachlässig, wirkte er eher distanziert. Wir Kinder hatten einen Heidenrespekt vor ihm. Ein früheres Presbyteriumsmitglied, das mit ihm zusammengearbeitet hat, erzählt, daß Gerhard Donsbach ihm der liebste aller damaligen Kamener Pfarrer gewesen sei. Wenn er am Sonntag nach dem Gottesdienst das Geld aus dem Klingelbeutel gezählt und sortiert habe, kam Donsbach immer dazu und half. Und er kam immer dazu, weil er seine Predigten nie überzog, immer waren sie angemessen kurz, aber klar und auf den Punkt. Man hörte gern zu, weil man ihn verstand. Berühmt war er auch für seine volksnahen Sprüche– und Liedtextsammlungen, die er gern für seine Predigten nutzte. Und er war warmherzig und seiner Gemeinde nah. Dem Zeitgeist war er nie erlegen. Er blieb immer er selbst.

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Photo: KH

Am 3. Dezember 1996 starb Pfarrer Gerhard Donsbach in Kamen im Alter von 91 Jahren. Seine Frau Luise folgte ihm, hundertjährig, 17 Jahre später. Sie liegen beide nebeneinander begraben auf dem alten Kamener Friedhof.

KH

Nach der Veröffentlichung dieses Artikels meldete sich eine interessierte Leserin, Elke Jaeger aus Lerche, die eine sehr erhellende Anekdote über Pfarrer Gerhard Donsbach beitragen konnte.

Auch wenn Lerche heute ein Stadtteil von Hamm ist, seine Kirchengemeinde gehört seit Jahrhunderten zu Kamen, Kirchenkreis Ost, für den Pfarrer Donsbach in den 1960er Jahren zuständig war. Die kleine Elke, damals noch Nüsken, erinnert sich an den Pfarrer als einen strengen Mann, vor dem sie, wie alle Kinder damals, große Ehrfurcht empfand.

Elkes Mutter war früh gestorben, so daß Vater Nüsken als Witwer mit drei kleinen Kindern dastand, und das auf einem Bauernhof. Wie sollte das gehen? Er lernte eine andere Frau kennen, die sehr herzliche Klara Löer, die zwar selber einen Sohn hatte, aber gleichzeitig auch den Kindern Vater Nüskens eine gute Mutter war. Alles paßte. Also beschloß man, zu heiraten. Aber es gab ein Problem: Nüskens waren evangelisch, Klara Löer aber katholisch! Was uns heute vielleicht mittelalterlich anmutet, war damals ein echtes Problem, eine sogenannte Mischehe. Es war eine Zeit, wo Kinder denen der anderen Konfession noch Schmähverse hinterherriefen, wo man sich auch schon mal „kloppte“, wo es noch Priester und Pfarrer gegeben hat, die die jeweils andere Konfession als „vom Teufel“ bezeichneten.

Herr Nüsken und Frau Löer gingen zu ihrem Pfarrer Donsbach und trugen ihm ihr Anliegen vor. Bei wie vielen Pfarrern wären sie abgeblitzt? Anders Gerhard Donsbach: am 30. Januar 1960 erteilte er dem Paar den kirchlichen Segen. Für ihn war das menschliche Glück wichtiger als kirchliche Richtlinien, und er sah, daß in dieser neuen Familie alle miteinander glücklich waren. Aber er hatte doch noch etwas in petto. So wie er für seine volksnahen Sprüche bekannt war, so hatte er doch auch seinen ganz persönlichen Humor. Als Trauspruch wählte er aus: „Alle Sorgen werft auf ihn, denn er sorgt für euch.“ (1. Petrus 5, Vers 7)

KH

Der KKK fragt … Teil 8

In dieser Folge von „Der KKK fragt …“ stellen wir kein Photo vor. Dieser Frage liegt ein Zufall zugrunde. Bei einem Besuch im Archiv der Stadt Kamen entdeckte ich rein zufällig die Sonderbeilage der WR zur 700-Jahr-Feier der Stadt Kamen vom 27. Juli 1948.

(Nebenbei bemerkt: Diese Feier fand zum falschen Zeitpunkt statt. Kamen erhielt seine Stadtrechte erst im Jahre 1284, nicht 1248. Es handelte sich um einfachen Zahlendreher. Allerdings erwies sich die Veranstaltung als sehr geeignet, um der nach dem Krieg noch teilzerstörten Stadt und der darniederliegenden Wirtschaft einen kräftigen Schub zu geben. Und es half enorm, daß fünf Wochen vorher durch die Währungsreform die Deutsche Mark eingeführt worden war.)

Auf Seite 3 dieser Beilage steht ein kleiner Artikel, der jeden, der sich mit der Kamener Geschichte beschäftigt, mit Begeisterung erfüllen muß. Ich zitiere auszugsweise:

Die Brille des Herrn Dr. Buxtorf

… So zeigt die Geschäftsstelle der „West. Rundschau“ auf der Weststraße in ihrem Schaufenster ein uraltes Monstrum von einer Brille samt Futteral, ein kleines halb vermodertes kunstvoll geschnitztes Holzkästlein und einen schweinsledernen Folianten. Diese Dinge sind jedoch kein wertloser Plunder, sondern unter dieser Brille , von der man kaum annehmen sollte, daß jemand etwas dadurch zu sehen vermag, hat der größte Kopf Kamens (bildlich gesprochen) studiert: Professor ling. hebr. Dr. Johann Buxtorf, der 1554 (sic!) als Pastorensohn in Kamen geborene berühmte Sprachgelehrte. Kein Wunder, daß das Brillengestell da eine etwas vorsintflutliche Form hat! Das Holzkästchen ist übrigens seine Schupftabaksdose gewesen und der Foliant stellt eines seiner Bücher über die hebräische Sprache dar. …

Die 700-Jahr-Feier fand vor 67 Jahren statt und viele Kamener wird es nicht mehr geben, die sich an sie noch mit vielen Einzelheiten erinnern können. Doch einen Versuch sei es allemal wert. Daher die Fragen:

1. Wer erinnert sich an dieses Ausstellungsstück in der Geschäftsstelle der WR?

2. Wer weiß, wo es herstammt? Oder gar, wo es sich befindet?

2. Wer hat es, womöglich ohne zu wissen, worum es handelt, eine solche Brille in einem solchen Kästchen zu Hause ineiner Schublade oder auf dem Dachboden?

PS: Auf der Ecke, wo die Kampstraße in die Weststraße einmündet, stand bis zum Ende des 19. Jh. das Geburtshaus von Johannes Buxtorf (25.12.1564 – 13. 9.1629), dem sicherlich bedeutendsten Gelehrten, den Kamen je hervorgebracht hat.

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Johannes Buxtorf (der Ältere), am 25. Dezember 1564 in Kamen (Westfalen) als Sohn eines Predigers geboren, ging in Hamm und Dortmund zur Schule, studierte in Marburg, Herborn (1585-88), Heidelberg und Basel (1588-90), wurde 1590 Magister und Professor der hebräischen Sprache (er ist der Begründer der philologischen Hebraistik) in Basel. Dort wurde er der „Stammvater einer ruhmreichen Gelehrtenfamilie“, jeden Ruf an andere Universitäten (z.B. Leyden) lehnte er ab. Buxtorf starb am 13. September 1629 in Basel an der Pest.

Erfahren Sie hier mehr über Johannes Buxtorf!

KH

Der KKK fragt … Teil 7

Der ehemalige Kamener Stadtarchivar Jürgen Kistner besitzt ein umfangreiches Archiv, das er immer wieder einmal durchforscht. Dabei ist ihm das angefügte Photo in die Hände gefallen, das jedoch große Rätsel aufgibt.

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Vermutlich ist es nach 1900 entstanden. Es zeigt eine sich lang hinziehende Fabrikanlage, neben der links ein hoher Kamin steht, vermutlich gehörte er zu einer Ziegelei, von denen es bei uns um diese Zeit recht viele gab. Das Gebäude rechts neben dem Kamin ist markant, vielleicht hilft es, den Ort zu identifizieren. In der Mitte verläuft ein Weg, der auf eine Unterführung zuläuft. Was auf dem darüber führenden Damm ist, ob ein anderer Weg, ist nicht zu erkennen. Durch die Bildmitte läuft eine Reihe Pfosten, an denen vielleicht ein Zaun befestigt werden soll. Davor sieht man Bahnschienen, vielleicht eine Feldbahn, die zu der Fabrik oder zur Zeche gehört? Davor ist die Erde aufgewühlt, offenbar sind umfangreiche Erdarbeiten im Gange.

Wer kann helfen, die Lage zu bestimmen?

KH

Das 10. Zeitzeichen

Am Donnerstag 12. November 2015, fand im Alten Gasthaus Schulze Beckinghausen das 10. Zeitzeichen des Kultur Kreises Kamen statt. Christiane Cantauw M.A., wissenschaftliche Geschäftsführerin der Volkskundlichen Kommission beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe in Münster beschäftigte sich mit: „Der gute Tod und die Kunst des Sterbens. Kulturhistorische Betrachtungen zu Tod und Sterben“.

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Die Befürchtungen des KKK, das Thema erweise sich als zu sperrig und könne abschrecken statt anziehen, erwies sich als unbegründet. Der Saal bei Schulze Beckinghausen war bis auf den letzten Platz gefüllt und noch einmal so vielen Interessenten mußte im Vorfeld abgesagt werden.

Was allen Menschen gemeinsam ist: niemand kennt den Zeitpunkt seines Todes. Gewiß ist nur, daß jeder sterben wird. Und mit dem Tod eines Menschen sind seit jeher bestimmte Riten verbunden.

Ihrem Vortrag stellte Christiane Cantauw folgende Sage voran:

„Es gab eine Zeit, in der die Menschen wußten, wann sie sterben würden. Dies führte dazu, daß sie beim Herannahen des Todestages die täglichen Verrichtungen vernachlässigten und die Folgen für die Nachwelt nicht mehr bedachten. Eines Tages beobachtet Gott, wie ein Bauer einen Zaun mit Brennnessel repariert. Zur Rede gestellt, rechtfertigt der Bauer sein Tun mit dem bevorstehenden Tod. Aufgrund dessen beschließt Gott, den Menschen die Kenntnis ihres Todestages zu nehmen.“

Wir Menschen wissen zwar nicht, wann wir sterben werden, leben aber in der Gewißheit, irgendwann sterben zu müssen. Wir können uns gedanklich mit Tod und Sterben auseinandersetzen, empirisch erfahrbar wird Sterblichkeit aber nur durch den Tod unserer Mitmenschen.

In diese drei Kategorien teilte die Referentin ihren Vortrag zum Thema ein:

a. Personen

b. Orte

c. Objekte

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a. Personen

Im Mittelalter (MA) waren mit dem Tod von Menschen Totengräber und Henker befaßt. Sie galten als unehrenhaft, weil es Teil ihres Berufs war, einen sachlichen Umgang mit dem Tod zu pflegen, sie mit dem Tod Geld, ihren Lebensunterhalt verdienten, während Fürsorge für die Toten doch eigentlich Christenpflicht war, man sich unentgeltlich ihrer annahm. Handwerker u.a. vermieden jeden Kontakt zu den Unehrenhaften, man heiratete nicht über die zwischen ihnen bestehende unsichtbare Grenze hinweg. Daher entstanden mit der Zeit regelrechte Henkersdynastien, die immer am Rande der Gesellschaft, wenn nicht außerhalb ihrer lebten.

Dafür gab es Nachbarschaften, die für die soziale Bindung der Menschen sorgten, Beistand leisteten bei allen entscheidenden Ereignissen im Leben: Geburt, Hochzeit, Tod. Dafür brauchte man keineswegs Freund miteinander zu sein. Solche „Tod– und Notnachbarn“ konnten einander spinnefeind sein – in der Situation des Todes stand man einander bei. Man holte den Priester, der die letzten Sakramente spendete; man wusch den Toten, kleidete ihn fürs Totenbett, hielt Totenwache, band ihm das Kinn hoch; stellte Essen und Getränke für die Trauernden bereit, kurz: leistete dem gesamten Haushalt Beistand. Man erledigte alle alltäglichen Arbeiten, damit die Hinterbliebenen Zeit für ihre Trauer hatten. Es entwickelte sich eine „ars moriendi“ als Pendant zur „ars vivendi“.

Die Nachbarn erwiesen dem Toten auch die letzte Ehre, indem sie Zeugen der Sterbesakramente waren. Und diese waren besonders wichtig, denn ohne sie zu sterben verursachte die Furcht vor dem Fegefeuer. Dann rief man die 14 Nothelfer an, deren wichtigster im Münsterland St. Christophorus war: der Legende nach trug er ein Kind durch einen reißenden Fluß und merkte in der Flußmitte, daß die Last immer schwerer wurde. Dazu befragt, antwortete das Kind: Du trägst die ganze Welt auf deinen Schultern. Damit wurde er derjenige, der im Glauben der Menschen die Seelen ins Totenreich hinübertrug. (Hier gibt es Anklänge an die antike griechische Mythologie: der Fährmann Charon befördert die Toten über den Fluß Styx ins Totenreich.)

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Ebenfalls nicht gesellschaftlich angesehen waren die Totenfrauen, meist Witwen und arme Frauen, die ihre Dienste an den Toten gegen Bezahlung verrichteten. Zu dieser Gruppe gehörten auch die Totengräber, die allenfalls noch als Kloakenreiniger beschäftigt wurden. Heute wird die Rolle der Nachbarn in der Regel durch Bestattungsunternehmen wahrgenommen.

b. Orte

Auf dem Land war es in Westfalen immer üblich, zu Hause zu sterben. Das Schlafzimmer war meist auch das Sterbezimmer. Dort stand der Versehtisch mit einem Standkreuz, Kerzen, Palmzweig, Weihwasser und einer Schale Salz. Die Uhren im Haus wurden angehalten und alle glänzenden Gegenstände verhüllt: man wollte symbolisch zeigen, daß diese Gegenstände als Ausdruck der diesseitigen Welt für den Toten jetzt unbedeutend waren, seine Seele war im Jenseits. Um aber ganz sicher zu gehen, daß der Tote auch wirklich tot war, wurde er drei Tage lang aufgebahrt und eine Nachtwache organisiert (mancherorts waren das nur Männer, sonst aber Frauen für tote Frauen, Männer für Männer, immer aber war die Totenwache Pflicht). Während der Nachtwache wurde gebetet, über den Toten geredet, auch schon mal Karten gespielt und Schnaps getrunken, wenn der Tote eben das zu Lebzeiten gern getan hatte. Er gehörte einfach noch dazu. Erst im Laufe des 19. Jh. änderte sich das, weil man diesen Gedanken nicht mehr verstand und solches Handeln als pietätlos empfand. Und als im 20.Jh. schließlich alle Feierlichkeiten in Gasthäuser verlegt wurden, gehörte der Tote endgültig nicht mehr dazu.

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Ein Besuch im Trauerhaus war Pflicht, zeigte die Ehrerbietung gegenüber dem Toten. Dabei spritzte man mit einem Buchsbaumzweig Weihwasser über ihn. Strich man mit diesem Zweig über jemandes Warzen, dann nahm der Tote diese mit ins Jenseits und man war seine Warzen los. Kinder kamen zum „Bekieken der Leiche“ und standen dann unter dem Schutz der Heiligen.

Bis ins 18. Jh. wurden die Toten auf dem Kirchhof beerdigt. Das war das Areal direkt um die Kirche herum. Dort fanden auch Armenspeisungen, Prozessionen und Rechtsprechung statt. Der Sinn: im Angesicht der Kirche und der Lebenden und der Toten fand dort Alltägliches statt. Die Toten waren mitten unter den Lebenden. So ließ man z.B. auch Vieh dort weiden. Nur die Reichen und Mächtigen wurden in der Kirche selber beerdigt.

Während der Pestepidemien im MA wurden die Kirchhöfe zu klein. Daher wurden Pestfriedhöfe außerhalb der Stadt angelegt. Somit waren die Toten nicht mehr mitten unter den Lebenden. Familienbegräbnisse wurden nun zunehmend in Reihengräbern vorgenommen. In der Mitte des 19. Jh. wurden dann Klagen laut, daß menschliche Gebeine auf Kirchhöfen gefunden wurden. Danach wurden Friedhöfe nur noch am Ortsrand angelegt.

Gleichzeitig war im Zuge der Industrialisierung die Arbeiterklasse entstanden, die nicht mehr, wie zuvor die Landbevölkerung, großen Wohnraum zur Verfügung hatte. In ihren Kleinwohnungen, oft wg. der finanziellen Entlastung zusätzlich mit Schlafgängern belegt, gab es keinen Platz für die Aufbahrung des Toten mehr. Es entstand die Notwendigkeit zum Bau von Leichenhallen auf den Friedhöfen. Die erste entstand 1792 in Weimar, 1819 wurden sie in Preußen gesetzlich eingeführt (Westfalen war seit 1815 preußische Provinz), 1873 die erste in Münster gebaut. In der Mitte des 20. Jh. wurde es Pflicht, die Aufbahrung in Leichenhäusern vorzunehmen, heute ist sie wieder zu Hause erlaubt.

Früher war Selbstmördern und ungetauften Kindern die Bestattung in geweihter Erde versagt. Starben sie, bevor sie ein Jahr alt waren, gab es ein „Begräbnis unter dem Mantel“, d.h., sie wurden zu jemand anderem in den Sarg gelegt oder in einem anderen Grab „beigesetzt“. Das sparte vor allem Kosten

Kosten gespart werden auch durch die heute rasant zunehmende Feuerbestattung, deren Anteil mittlerweile schon bei 50% liegt. Das erste Krematorium gab es in Gotha im Jahre 1878. In Westfalen war Karl Ernst Osthaus , wie in vielem anderen auch, der Vorreiter, als er 1907/08 das erste Krematorium in Hagen bauen ließ. Es gründeten sich überall Vereine für Feuerbestattung, die vor allem hygienische Gründe für diese Form der Bestattung ins Feld führten. Aber natürlich war diese Bestattungsform auch platzsparend. (Jüdische Gräber haben Ewigkeitsrecht, weswegen man z.B. auf dem jüdischen Friedhof in Prag bis zu 30 Begräbnisschichten übereinander findet.) Papst Leo XIII (1810 – 1903) war gegen die Feuerbestattung. Erst 1963 hat die katholische Kirche sie akzeptiert.

c. Objekte

Wir können dem Tod kein Schnippchen schlagen, daher gewöhnen wir uns an ihn, wir entwickeln Formen für den Umgang mit ihm. Trauerkleidung wird eingeführt, wird zur Norm für alle. Der ganze Körper wird mit einem Rentuch (Leichentuch aus Leinen) verhüllt. Bis ins 17. Jh. war die Farbe der Trauerkleidung nicht geregelt, es konnte rot, weiß, grün sein. Daß wir heute schwarze Kleidung vorschreiben, geht auf das spanische Hofzeremoniell zurück. Ursprünglich trug man in Volltrauer sechs Wochen lang schwarz, in Halbtrauer durfte man danach schon wieder ein bißchen Schmuck anlegen. Später trug man einen Trauerflor am linken Oberarm (Juden zerreißen ihre Kleidung). Das alles war wichtig, symbolisierte es doch für bestimmte Zeit einen Ausnahmezustand.

Für das Jahresseelenamt gab es seit dem 15. Jh. (bis ins 19. Jh.) Totenzettel, die üblicherweise im Gesangbuch aufbewahrt wurden und auf denen der Werdegang des Verstorbenen erzählt wurde. Im HochMA kam aus Frankreich der Arme-Seelen-Glaube zu uns, der dazu führte, daß Spenden als Einnahmequelle entdeckt wurden, durch die man die Zeit des Toten im Fegefeuer verkürzen konnte. Es zeigte, daß die Trennung zwischen den Welten der Lebenden und der Toten nicht unüberwindlich sei: wenn die Lebenden den Toten etwas Gutes tun können – warum dann nicht auch umgekehrt die Toten den Lebenden? Der „Wiedergänger“ war entstanden. Damit der Tote nicht als solcher zurückkommen konnte, trug man ihn mit den Füßen zuerst hinaus.

Im 18./19. Jh. wurde es in Westfalen Mode, aus dem Haar verstorbener Frauen Schmuck herzustellen, meist aus geklöppeltem Haar in Bildform. Mit dem Aufkommen der Photographie wurden Erinnerungsphotos Mode. Dabei ging es zunächst darum, den Toten „wie lebendig“ abzubilden, man wollte die Zerstörung des Körpers bannen. Anfangs mußte man dazu die Leiche zum Photographen bringen, später ließen diese sich in der Nähe der Friedhöfe nieder. Im 20. Jh. wurde der Aufgebahrte als Schlafender photographiert. Den Tod verstand man nun als „Schlaf“. (Auch hier wieder der Anklang an die griechische Mythologie: Hypnos = Schlaf und Thanatos = Tod sind Brüder). Gleichzeitig wurde das Abschiednehmen am offenen Sarg unüblich, der Tote sollte wie ein Lebender im Gedächtnis bleiben.

So gibt es starke Wandlungen in unserem Verhältnis zum Tod. In der „guten, alten Zeit“ gab es eine enge soziale Kontrolle in seinem Umfeld. Der Tod war öffentlich, jeder hielt die sozialen Normen ein. Man brachte dem Toten Ehrerbietung und Achtung entgegen. Durch die Lockerung religiöser Bindungen in der Mitte des 20. Jh. fanden Sterben und Tod mehr und mehr unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt. Das Brauchtum in seinem Umfeld wurde aufgegeben, die Menschen verloren auch ihre Verhaltenssicherheit im Angesicht des Todes. Dafür entstand die Hospizbewegung, das Sterben braucht eben einen eigenen Ort und eine eigene Zeit. Heute kommt es zu immer individuelleren Formen des Begräbnisses: ein Fußballanhänger bekommt die Farben seines Lieblingsvereins und einen Fußball auf sein Grab, ein Fußballverein legt seinen eigenen Friedhof an. Das Opfer eines tödlichen Verkehrsunfalls bekommt eine Gedenkstelle am Unfallort, an der regelmäßig Blumen abgelegt und Kerzen entzündet werden, kurz, es ist eine Vielfalt an Umgangsweisen mit dem Tod an die Stelle früheren Brauchtums getreten. Die alte ars moriendi ist ausgestorben.

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Nachdem das aufmerksam lauschende und, wie sich nachher zeigte, begeisterte Publikum die reichlichen Portionen Grünkohl mit Bratkartoffeln, Kassler und Mettwurst verspeist hatte, ergab sich eine angeregte Unterhaltung mit der Referentin, die noch eine Reihe Kamener Besonderheiten beim Umgang mit dem Tod nach Münster mitnahm.

Die Ortsheimatpflegerin von Kamen wußte folgendes zu berichten: In Kamen gab es ebenfalls Nachbarschaften, die sich um alles im Umfeld von Geburt, Hochzeit und Tod kümmerten, Schichten genannt. Jede Schicht war einem Stadttor zugeordnet. In der Ostenschicht, die am längsten Bestand hatte, war es üblich, daß die Sargträger ein spitzenumrandetes Leinentüchlein bekamen, das sie um die Tragegriffe des Sarges legten und nach der Beerdigung als Lohn behalten durften.

Der Ortsheimatpfleger von Heeren-Werve trug folgende amüsante Geschichte bei: Als man begann, die Toten aufzubewahren, kam es einmnal vor, daß der Sarg für eine besonders gut genährte und stämmige Tote nicht durch die Haustür paßte. Hineinzukommen war kein Problem, da man den Sarg hochkant stellen und drehen konnte, wie es erforderlich war. Das Hinaustrage gestaltete sich allerdings sehr schwierig, hochkant tragen und den Sarg drehen – das konnte und wollte man der Toten nicht antun. Da baute man ein Gerüst vor dem größten Fenster auf, hievte den Sarg darauf und vermochte ihn abzutransportieren.

Und er wußte noch eine zweite Anekdote zu berichten: Bei einer Nachtwache wurde fleißig gebechert, bis die Jungs auf die Idee kamen, daß der Tote doch sicherlich auch ein Schnäpschen trinken möchte. Sie steckten ihm die Tülle der Flasche in den Mund und ließen den Schnaps rinnen. Als die Flüssigkeit langsam die Speiseröhre hinunterlief und die in ihr enthaltene Luft komprimierte, löste sich ein gewaltiger Rülpser. Vor lauter Schreck über den vermeintlich zum Leben erweckten Toten nahmen die Schluckspechte Reißaus.

KH

Kultur Route Kamen

Endlich ist der erste Schritt getan. Nach langer Vorlaufzeit und Verzögerungen durch unvorhergesehene Schwierigkeiten ist das erste Schild der neuen Kultur Route Kamen heute, 29. Oktober 2015, angebracht worden.

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Im Bild (von links nach rechts): Gastwirt Ullrich Neumann, Klaus Holzer KKK, Reimund Kasper KKK, Hans-Jürgen Kistner KKK

Schon vor fast zwei Jahren faßte der KKK den Entschluß, auf historisch bedeutsame Stellen in Kamens Westen, Methler, durch Informationstafeln aufmerksam zu machen. Man konnte sich schnell auf folgende Orte einigen:

  1. Bahnhof Kamen (Schild vorhanden; Ausgangspunkt der Route)

2. Seseke-Körne-Winkel

3. Berger Mühle

4. Wasserkurler Körnebrücke

    5.  Schulze Beckinghausen, Westick

6. Sportzentrum Kaiserau

7. Sektion VIII in Kaiserau

8. Lutherplatz in Methler

9. Technopark in Kamen (von dort zurück zum Bahnhof)

Mit Hans-Jürgen Kistner verfügt der KKK über den Kenner der Kamener Stadtgeschichte. Er machte sich gleich daran, die entsprechenden Texte zu verfassen und aussagekräftige Photos aufzutreiben. Reimund Kasper, der bekannte Kamener Künstler, gestaltete die Tafeln . Die anderen beiden Mitglieder des KKK übernahmen es, das notwendige Geld zu beschaffen und, in Kooperation mit dem ADFC Kamen, die Streckenführung auszuarbeiten, sollten doch Straßen vermieden werden.

Die Kultur Route Kamen-West ist als Rundkurs angelegt und folgt der vorhandenen Radwege-Beschilderung des Lippeverbands. Damit man der Kultur Route folgen kann, wird ein demnächst anzubringendes Logo den Weg weisen. Ausgangspunkt in Kamen ist zwar der denkmalgeschützte Bahnhof, doch kann man überall einsteigen und seine individuelle Teilstrecke wählen. Der Kurs ist leicht zu fahren und auch für Familien mit kleinen Kindern geeignet.

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Stolz auf die neue Informationstafel: Gastwirt Ullrich Neumann

Nach Abschluß des Teils West wird es den Teil Kamen-Ost geben, der Heeren-Werve auf die gleiche Weise erschließen soll. Dann ist es möglich, Kamen auf historischem Pfad ganz zu umrunden.

Ein die Kultur Route Kamen begleitendes Faltblatt ist in Arbeit und wird allen Interessierten wertvolle Hinweise zur Geschichte ihrer Heimat geben.

Zur vollständigen Finanzierung werden noch Sponsoren gesucht. Spenden können auf das Konto des Fördervereins des Kamener Museums, IBAN DE 27 4435 0060 1800 0390 99 bei der Sparkasse UnnaKamen, Stichwort: KKK, überwiesen werden. Der Förderverein stellt steuerlich wirksame Spendenquittungen aus (bitte Spenderadresse deutlich angeben).

KH

Der KKK fragt … Teil 6

Das heutige Photo gibt dem KKK ein großes Rätsel auf. Vermutlich ist es nach 1900 entstanden. Es zeigt links neben einem markanten Gebäude eine hohen Kamin, der zu einer Ziegelei gehört haben könnte, deren es damals in unserer Gegend nicht wenige gab. In der Bildmitte läuft ein Weg  auf eine Unterführung zu. Es ist nicht zu erkennen, was auf dem darüberführenden Damm liegt, vielleicht ein weiterer Weg, vielleicht auch Bahnschienen. Durch die Bildmitte verläuft eine Reihe Pfosten, an denen vielleicht ein Zaun befestigt werden soll. Davor sind Bahnschienen zu erkennen. Gehören sie zu einer Feldbahn, die zu der vermuteten Ziegelei gehört? Oder führt sie zu einer Zeche. Die aufgewühlte Erde im Vordergrund deutet auf umfangreiche Erdarbeiten hin.

KKK fragt 6

Wer weiß, um welche Anlage es sich handelt und kann bestimmen, aus welcher Himmelsrichtung das Photo aufgenommen wurde?

KH

Der KKK fragt … Teil 5

Bei einer Stadtführung sagte der hiesige SPD-Bundestagsabgeordnete Oliver Kaczmarek, seine Oma habe ihm gesagt, früher sei die Kirmes oft auf dem Edelkirchenhof abgehalten worden. Doch keiner konnte das bestätigen. Stimmt das?

Der Edelkirchenhof liegt auf dem Gelände zweier ehemaliger Burgmannshöfe, dem Haringhof und dem Reck-Palandschen Hof. Beide Burgen wurden Anfang des 14. Jh. gebaut und waren für den Schutz des Westen– bzw. des Kämertores zuständig. Der Haringhof wurde 1912, der Reck-Palandsche Hof 1925 abgerissen. Das gesamte Areal wurde im Zuge der weitreichenden Umgestaltung der Stadt im Westen durch Baurat Reich – Kanalisierung und Eindeichung der Seseke, Anlage von Post– und Koppelteich, Bau der Koppelstraße mit Flußbrücke – vollständig neu gestaltet. Es entstand eine geometrisch geformte Parkanlage, die Vorläuferin des heutigen Parks.

13. Edelkirchenhof

Hier noch eine neuere Form der Gestaltung:

Mail-Anhang

Wer weiß, ob es hier Kirmessen 13. Edelkirchenhof oder auch Zirkusveranstaltungen gegeben hat?

KH

Das 10. Zeitzeichen

Das mittlerweile 10. Zeitzeichen des KKK findet am 12. November 2015 statt. Beginn ist um 19.00 Uhr. Und der Veranstaltungsort ist dieses Mal die alte Gaststätte Schulze Beckinghausen, Mühlenstraße 99, in Westick.

Die Referentin des Abends ist Christiane Cantauw, MA, von der Volkskundlichen Kommission für Westfalen beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe in Münster.

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Das Thema ist der Jahreszeit angemessen:

„Der gute Tod und die Kunst des Sterbens.“

Zeitzeichen 10 DIN A5 Plakat

Kulturhistorische Schlaglichter auf Tod und Sterben.

Um den Abend auch zu einem westfälischen Ereignis werden zu lassen, kocht der Gastwirt Uli Neumann ein typisch westfälisches Gericht: Grünkohl mit Bratkartoffeln und einer Scheibe Kassler und einer Mettwurst zum Preis von € 8,90.

Damit der Wirt das Essen planen kann, bitten wir die Teilnehmer um Anmeldung bei Klaus Holzer, Tel.: 02307 / 79 74 19 oder als Email: et.holzer@gmx.de

KH

Der KKK fragt … Teil 4

Kamen hat die meisten seiner Denk– und Mahnmale verloren: das Löwendenkmal vor der Pauluskirche 1946, die Sedansäule auf dem alten Markt 1956, den Gedenkstein für den VfL-Gründer Carl Hammacher vor der alten VfL-Turnhalle, den Kaiser-Wilhelm-Gedenkbrunnen am Stadtpark, den Gedenkbrunnen im alten Rathaus.

Das Photo zeigt die Einmündung des Sesekedamms auf die Bahnhofstraße. Die Villen im Hintergrund am Mühlen(tor)weg und dem Sesekedamm wurden Mitte der 1930er Jahre erbaut. An der Stelle, wo heute das Mahnmal für die 1953 noch in der Sowjetunion gefangenen Wehrmachtsoldaten von Otto Holz steht, stand einmal eine Rakete oder Bombe, mit der Spitze nach unten gerichtet. Auf der Schauseite ist eine längere Inschrift zu erkennen. Es liegt nahe, dieses „Denkmal“ in die Kriegsjahre zu legen.

PastedGraphic-1 Kopie

Und hier der Ausschnitt:

PastedGraphic-2

Wer weiß etwas darüber?

KH

 

Der KKK fragt … Teil 3

Das letzte Mal präsentierte der KKK das Photo eines jungen Paares, das offensichtlich in sehr bescheidenen Verhältnissen lebte, in der für die Zwischenkriegszeit typischen Wohnküche mit Herd und Bett. Heute haben wir das Photo einer bürgerlichen Familie, und der Kontrast könnte kaum größer sein.

Der Mann ist das, was man wohl „stattlich“ nannte. Er trägt einen „kaiserlichen“ Schnurrbart, an der linken Hand einen schweren Ring und über dem Embonpoint eine auffällige Uhrenkette. Eisen und Schlägel weisen darauf hin, daß er eine herausgehobene Position im Bergbau bekleidete. Aus seiner Miene und der Körperhaltung sprechen Stolz und Selbstbewußtsein.

In merkwürdigem Kontrast dazu steht die Persönlichkeit der Frau. Sie schaut etwas verschüchtert drein, ihr Blick ist nicht in die Kamera gerichtet, sondern in eine ungewisse Ferne. Sie wirkt eher resigniert als stolz. Ihr schweres schwarzes Kleid ist das Kleid einer gutbürgerlichen Frau.

Das Baby trägt das typische Kleidchen, wie man es in der Kaiserzeit sowohl Jungen wie auch Mädchen anzog. Das wohlgenährte Gesicht könnte einer Zwieback-Reklame entstammen.

Um die Familie herum finden sich Attribute bürgerlichen Wohlstands: der wohldressierte Hund liegt den Herrschaften zu Füßen auf einem (Wolfs?)fell, reich geschnitzte Möbel links und rechts runden die Szene ab.

Aus der Unterzeile ergibt sich, daß das Photo von Ernst Brass gemacht wurde. Ernst Brass war der erste Photograph, der sich in Kamen niederließ. 1893 kam er hierher, zuerst einmal, um herauszufinden, ob er hier wohl sein Geschäft mit einiger Aussicht auf Erfolg würde eröffnen können. Diesen Besuch hat er in einem heute noch lesenswerten Bericht beschrieben.  Ernst Brass wurde ein prominenter Kamener Bürger, der u.a. auch lange Zeit das Stadtarchiv  betreute. Er betrieb seinen Laden bis 1934, als Konrad Holzer ihn übernahm, und jahrzehntelang alle Schulanfänger, Kommunions– und Konfirmationskinder, Hochzeiten, ob grün,silber oder gold, photographierte. Und die allermeisten Kamener bekamen hier auch ihre Paßphotos. Es gab wohl kaum einen Kamener Haushalt, in dem es nicht Photos gab, die erst Ernst Brass, dann Konrad Holzer gemacht hatten.

Wer weiß Genaueres über diese Familie?

Mann mit Uhrkette

 

KH