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Glocken der Kirche Hl. Familie – Der KKK als Vermittler erfolgreich

von Klaus Holzer

Im Sommer 2014 entdeckte der KKK auf dem Städtischen Bauhof in Kamen zwei alte Glocken, die dort abgestellt und offenbar vergessen worden waren. Es tat weh, zwei so schöne Glocken in so trostloser Umgebung zu sehen! Und auf dem Bauhof störten sie nur, nahmen Platz weg. Ein kurzer Blick auf die Inschrift zeigte sogleich, daß es sich um „katholische“ Glocken handeln mußte. Der Text war lateinisch und verwies auf Maria.

 

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Da niemand wußte, wo sie herkamen und wo sie hingehörten, tauchte ein KKKler in die Abteilung „Zeitungen“ des Stadtarchivs und wurde schnell fündig. Es handelte sich um zwei von ehemals drei Glocken der Kirche Hl. Familie, die 1987 aus dem Turm entfernt werden mußten, da ein Glockensachverständiger feine Risse im Korpus festgestellt hatte und niemand garantieren konnte, daß sie beim Läuten nicht herunterfallen würden. Es gab also ein sofortiges Läuteverbot. Der damalige Pfarrer Beule ignorierte dieses Verbot jedoch an Silvester 1987 und ließ die Glocken noch einmal kräftig über Kamen klingen, da er, zu Recht, annahm, daß sich zu der Zeit sowieso niemand unter dem Turm aufhalten würde.

Aber da eine Kirche ohne Geläut die Gläubigen nicht zum Gottesdienst rufen kann, wurden sogleich neue bestellt, die im Frühjahr 1988 in den Turm gehoben wurden.

Wieso bekam eigentlich eine Kirche, die erst im Herbst 1902 konsekriert worden war, schon 1922 neue Glocken? Die Erstausstattung konnte doch nicht schon schadhaft sein? Aber 1917 geschah der katholischen Kirche Hl. Familie genau das gleiche wie der evangelischen Pauluskirche: die alten Bronzeglocken mußten abgegeben werden, damit aus ihnen Munition für den Krieg gefertigt werden konnte. Und ebenso bekamen beide Kirchen 1922 neue Stahlglocken aus Apolda in Thüringen (wo es übrigens ein sehenswertes Glockenmuseum gibt!).

Und als die alten Glocken aus dem Turm entfernt wurden, sicherte sich die Stadt Kamen das Anrecht auf zwei von ihnen, stellte sie auf dem Bauhof ab mit dem Versprechen, innerhalb von acht Tagen einen neuen Aufstellort für sie zu finden. Aber aus den acht Tagen wurden 25 Jahre.

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Am Freitag, 23. Januar 2015, sind sie aber (fast) an ihren alten Ort zurückgekehrt. Am Weg zwischen dem Portal der Kirche Hl. Familie und dem Nordzugang zu ihrem Gelände, direkt neben dem Turm, hat die Kirchengemeinde etwas Gebüsch gerodet und zwei Stellflächen angelegt, auf denen die große und die kleine ehemalige Glocke nun ein neues Zuhause gefunden haben. Wohl auf Dauer. Und Kamen ist um eine Attraktion reicher. Wer kann schon richtige Glocken sehen und sogar anfassen?

KH