Hanenpatt

von Klaus Holzer, auf der Grundlage eines Artikels von Edith Sujatta

Der Hanenpatt ist eine Torstraße, wenn das Sträßchen heute auch gar nicht mehr danach aussieht. Von der Bahnhofstraße aus gesehen auf der linken Seite, hinter dem kleinen Fachwerkhaus, einem sogen. Gadum1, das zum Hof gehörte, stand bis etwa 1855 zum Schutze des Mühlen– oder Rennentores2 der Burgmannshof der Familie von Hane. Daher kommt der jetzige Straßenname. Der Hof  heißt nach mündlicher Überlieferung auch Elsey– oder Elysenhof.

Abb. 1: Blick aus dem Hanenpatt zur Pauluskirche, vor dem Krieg

 Es gab aber vorher schon andere Bezeichnungen für den Weg vom Hanenhof zum Wünnentor* an der „Langen Brücke“ (vgl. Artikel „Am Bollwerk“), z.B. Langebrüggen-Patt, oder Glampatt/Glampfad, Glarenpfad, Wilhelmstraße. „Glamme“ ist eine Nebenform von Klamm/Schlucht, das ist ein tiefer Geländeeinschnitt, in der Regel von einem Gewässer durchströmt, wie es im Gebirge häufig vorkommt.

Abb. 2: Blick von der Pauluskirche auf Hanenpatt und Klosterstraße, etwa 1946, noch mit Kriegsschäden

Hier war es ein schmaler, sehr tiefer Graben, der das von der Seseke drückende Grundwasser abfing und gleichzeitig ein Teil des Wassergrabens  war, der den Grafenhof und die Severinskirche (Pauluskirche) mit ihrem Kirchhof schützte. Der Weg gehörte bis zur Schließung des Tores zur Langebrüggen-Schicht2, später zur Mühlenschicht.

Abb. 3: Blick in den Hanenpatt, 5. Dez. 1960, Sesekehochwasser

In der Kaiserzeit wurde er, der patriotischen Stimmung gemäß, in Wilhelmstraße umbenannt.

Seid der Kommunalreform von 1968 gehört eine Heerener Siedlung mit männlichen Vornamen zu Kamen, in der es eine Wilhelmstraße gibt. Um Verwechslungen zu vermeiden, hat man sich in Kamen auf den historischen Namen  „Hanenpatt“ besonnen .

Abb. 4: Blick von der Kriegsbrache zwischen Hanenpatt und Klosterstraße auf die Pauluskirche, späte 1960er Jahre

 

Nachtrag:

Conrektor H. Cramer schreibt 1929 in einer Artikelserie in der Zechenzeitung: „Die jetzige Wilhelmstraße hieß früher im langen Pad oder im gladen ( = glatten) Pad. Ein tiefer Graben engte den Weg ein.“ Und zitiert aus dem Jahre 1713: „Die schemmen (schmale Bretter) in dem gladden Pfade wiedergemacht, weilen dieselben alle miteinander von dem großen Wasser losgetrieben worden.“  An dem Graben führte nur ein Fußweg entlang.

1 Ein Gadum (oft auch Gadem) ist ein Einraumgebäude, das von Dienstboten, alleinstehenden Personen oder Witwen mit Kindern bewohnt wurde.

2 ren(ne)bôm = Schlagbaum; Hinweis auf das dem Mühlentor vorgelagerte Homey (vgl. Artikel „Maibrücke)

3 Kamen war früher in Schichten eingeteilt, Nachbarschaften, die jeweils einem Stadttor zugeordnet waren, für das sie verantwortlich waren. Es gab eine Fülle von sozialen Pflichten innerhalb solcher Schichten.

KH

Abb. 1 – 4: Archiv Klaus Holzer