Die Severinskirmes in Kamen

von Klaus Holzer

Sim-Jü ist in unserer Region jedermann ein Begriff, und auf die betreffende Frage gibt es nur eine Antwort: „Die älteste Kirmes, das älteste Volksfest in der Gegend ist Sim-Jü.“ Die Stadt Werne ist etwas zurückhaltender und nennt Sim-Jü „das größte Volksfest an der Lippe, das seit der Verleihung des Marktrechtes im Jahr 1362 gefeiert“ wird. Sein Name leitet sich vom Tag Simon und Juda her, dem 28. Oktober, der immer für das Datum des Festes maßgeblich war. 

Viel weniger bekannt ist die Kamener Severinskirmes, vielleicht weil sie weniger Kontinuität aufzuweisen hat? Weniger beworben wird? Weniger traditionelle Elemente wie z.B. einen Viehmarkt aufzuweisen hat? Aber ein Blick in die Geschichte, genauer in eine Urkunde im Kamener Stadtarchiv, zeigt: die Severinskirmes ist älter als Sim-Jü, wie der frühere Kamener Stadtarchivar Hans-Jürgen Kistner 1996 herausfand. Ob sie freilich durchgängig stattfand, ist fraglich. Camen war im Mittelalter (MA) lange Zeit die zweitwichtigste Stadt in der Grafschaft Mark, wurde dann aber durch Stadtbrände (insgesamt 11, der letzte 1712) und Kriege (vor allem den Dreißigjährigen Krieg) und durchziehende Söldner aus vielen Nationen schwer getroffen. Sie forderten Kontributionen und plünderten, die Stadt und ihre Bürger verarmten. Besonders aber wütete die Pest in der kleinen Stadt. Das erste Mal trat sie bereits im Jahr 1580 auf. Und in den sowieso schon schweren Kriegsjahren zwischen 1618 und 1648 wütete die Pest 1624/25/26 und 1636 und forderte mehr als die Hälfte der Einwohner. Es ist kaum vorstellbar, daß unter solchen Umständen Kirmessen stattfanden.

Abb. 1: Urkunde vom 4. Juli 1346

Im Kamener Stadtarchiv gibt es eine Urkunde vom 4. Juli 1346, in welcher es in der Übersetzung aus dem Lateinischen von Ruth Merschmann und Hartmut Höfermann, früher am Städt. Neusprachlichen Gymnasium Kamen, bei Theo Simon veröffentlicht, Lehrer ebendort, heißt: „Ebenso haben wir zwei Jahrmärkte gewährt, einen zu Pfingsten, den anderen am Tage des seligen Severin (Anm.: 23. Oktober), des Schutzpatrons ihrer Kirche, und zwar in der Weise, daß niemand an diesem und den drei unmittelbar vorangehenden und folgenden Tagen (Anm.: Dauer also eine Woche!) wegen einer Schuld ohne Verfehlung verpflichtet oder gepfändet werden darf, sogar nicht, wenn er gesetzlos oder geächtet sein sollte. Ebenso haben wir beschlossen, daß drei Wochenmärkte, am Sonntag und am Montag und Donnerstag, mit derselben Freiheit wie die gewährten Jahrmärkte zu halten sind.“

Der Unterzeichnende, Graf Adolf II (Landesherr von 1328 – 1347) verspricht „unseren aufrechten Bürgern von Kamen […] sie in der Freiheit zu bewahren, der sie sich in der Zeit unseres Urgroßvaters Engelbert und unseres Großvaters Eberhard und besonders auch unseres frommen Vaters Engelbert […] erfreuten“. Die Herbstkirmes war also dem Hl. Severin geweiht und dürfte auch so geheißen haben. Sie dauerte einen Tag mit je drei Tagen „Freiheit“ vor und nach dem Tag des Hl Severin, dem 23. Oktober. Bis wann diese Regelung galt, ist z.Zt. nicht bekannt, und auch nicht, wie lange der Patronats-Name Severin in Gebrauch war. Wohl aber ist bekannt, daß die Bezeichnung Kirmes, im 19. Jh. die Bezeichnung Frühjahrs- und Herbstkirmes, lange gebräuchlich war. Erst 1983 machte Kistner dem Rat der Stadt den Vorschlag, die Herbstkirmes „Severinskirmes“ zu nennen. Am 20.10.1983 beschloß der Hauptausschuß des Kamener Rates einstimmig den Namen „Severinsmarkt“. Zu der Zeit erinnerte sich offenbar niemand mehr, daß der Herbstkirmes dieser Name schon früh nach dem Kriege wieder zurückgegeben worden war (s.u.).

Abb. 2: Die Kunibertusordnung

Die in diesem Zitat erwähnte Freiheit ist die Selbständigkeit der Stadt Kamen. Diese beinhaltete Selbstverwaltung durch Bürgermeister (jährlich gewählt an Petri Stuhlfeier, dem 22. Februar) und Rat, festgelegt im Stadtrecht, dem sogenannten Weichbild. Das bestand in Kamen aus zwei Elementen. Das war zum einen die Verpflichtung, durch Graf Adolf bestätigt, sich „in allen ihren Rechtsangelegenheiten […] nach der Art und den Rechten der Stadt Dortmund [zu] richten“, sie aber ihre eigenen Angelegenheiten nicht „ohne Wissen und Zustimmung unseres Richters ebendort“ ausführen solle. Damit ist möglicherweise der Vorläufer der städtischen Kunibertusordnung (jährlich am Tag des Hl. Kunibert, dem 12. November, von der Kanzel vorzulesen) gemeint sein, die in 32 Paragraphen im Detail das Zusammenleben in der Stadt regelt.

Die große Bedeutung, die Kirchweihfesten damals zukam, läßt sich an mehreren Dingen festmachen. Da ist zum einen die Anweisung, daß niemand „wegen einer Schuld ohne Verfehlung verpflichtet oder gepfändet werden darf, sogar nicht, wenn er gesetzlos oder geächtet sein sollte“. Belustigung und Geschäft gehen vor, zweimal im Jahr gibt es eine von gerichtlicher Verfolgung ungetrübte Woche. Zum anderen gibt es immer wieder gräfliche Pergamente zum Thema Kirmessen. In einer weiteren Urkunde vom 10. Okt. 1393 gestattet Graf Dietrich die Verlegung der Kirmes vom Severinstag (23. Okt.) auf den Sonntag nach Allerheiligen: „ […] dat sey alsulke kermysse, jaermarket und vryheit […] ewelich und jummer mer alle jaer mogen hebben und haelden oppe den sundagh nest folgende nae aller godes hilgen dage […].“ Und schon am 18. Nov. 1432 ergeht ein neuer Erlaß, dieses Mal von Graf Gerhard, der der Stadt Kamen zwei weitere Kirmessen verleiht: „ […] dat wii hebt gegunt und gegheven onssen leyven borgeren der stat to Camene twe kermyssen, de eyne alle jar op den nesten sonnendach na nativitatis marie […] und de anderen kermysse alle jar op den nesten sonnendach na mitvastene geheiten Judica […].“ Camen (seit 1903 mit K) verfügte also zeitweise über drei Wochenmärkte und vier Jahrmärkte, was eindrucksvoll die Bedeutung der Stadt als zweite Stadt nach der Residenzstadt Hamm unterstreicht.

Das Jahr der Urkunde (1346) liegt schon deutlich vor dem Werner Datum (1362), doch deutet die Erwähnung von drei vorhergehenden Generationen auf die 1240er Jahre hin, in denen Kamen „Stadt“ gewesen sein muß, was bestätigt wird durch die zwischen 1243 und 1247 gebaute Kamener Stadtmauer, schließlich gibt es keine Stadtmauer ohne Stadt. 

Exkurs 1: Die Stadt Kamen gibt heute das Jahr 1284 an, ab dem sie als „Stadt“ gelte und beruft sich dabei auf den Nachweis des ältesten bekannten Stadtsiegels aus diesem Jahr. Eine Nachbildung davon können Kamener sich auf einer der Urkundenrollen auf dem Marktbrunnen anschauen. Die „Stadt“  Kamen ist aber wohl gut 40 Jahre älter.

Abb. 3: Markthändler (Pieter Aertsen, 1567)

Und eine Stadt erhielt auch immer das Marktrecht, das damals von großer Bedeutung war. Wochenmärkte waren regelmäßige Veranstaltungen, die Händler bedienten die täglichen Bedürfnisse der Menschen. Im wesentlichen ging es dabei um die Dinge, die man nicht selber herstellen konnte. Jahrmärkte waren die größten städtischen Feste, weil hier zweimal im Jahr Leute aus der ganzen Umgebung herbeiströmten. Sie gingen aus der kirchlichen Tradition hervor, Feste zu Ehren Heiliger zu feiern: Kirchweihfeste, also Kirchmessen, verschliffen zu „Kirmessen“. Zumeist fand die erste im Frühjahr statt, kurz bevor das bäuerliche Wirtschaftsjahr an St. Georgi (23. April) seinen Anfang nahm und die zweite im Herbst, meist kurz vor dem Ende des bäuerlichen Wirtschaftsjahrs an Martini (11. November). Es wird deutlich, wie sehr das tägliche Leben, der Rhythmus des Alltags, durch religiöse Anlässe geprägt war. Eine Kalenderangabe, wie sie uns geläufig ist, spielte im Alltag keine Rolle, der Festtag eines oder einer Heiligen setzte den Rahmen.

Exkurs 2: Für die bei uns geläufigste Bezeichnung „Kirmes“ gibt es eine Reihe, meist regionaler Wörter: Kirchweih, Kirchweihfest, Kirchtag, Kirtag, Kirbe (alle vorwiegend südd.), Kerb (hess.), Kerwe (pfälz.), Rummel (bes. nordd.). Einer der bekanntesten süddeutschen Ausdrücke ist Dult (aus althochdeutsch tulditag, dessen Herkunft nicht geklärt ist), Kirchenfest an einem bestimmten, einem oder einer Heiligen gewidmeten, Tage; am bekanntesten ist vermutlich die Auer Dult, die dreimal im Jahr im Münchner Stadtteil Au stattfindet.) Eine Münstersche Besonderheit ist der „Send“, von Synode hergeleitet, der seit dem 9. Jahrhundert zweimal jährlich gehaltenen Versammlung der Geistlichen und der führenden Vertreter des Bistums, der sich seit dem 11. Jh. ein Markt anschloß, der sich zur allgemeinen Volksbelustigung entwickelte und noch heute Bestand hat. Aber weil auf Jahrmärkten immer so viel los ist, weil also „Rummel“ ist, wurde diese Bezeichnung auf die gesamte Veranstaltung übertragen: Kirmes = Rummel, Rummelplatz (Rummel bedeutet ursprünglich „Lärm, ungeordneter Haufen“: paßt gut, nicht wahr?).

Abb. 4: Der Kaufmann Georg Gisze, aus einer Unnaer Familie stammend, in seinem Londoner Kontor (Hans Holbein d.J., 1532)

Exkurs 3: Es wird ein deutlicher Unterschied gemacht zwischen Kramer/Krämer, Händler und Kaufmann. Die Bezeichnung „Krämer“ kommt von der Bezeichnung für eine Stoffüberdachung her, die dann auf das darunter stattfindende Marktgeschäft und schließlich die Ware selbst überging. Daraus entstand schließlich der Kramer/Krämer, d.i. der Kleinhändler, der Kram in einer Marktbude verkauft. Hieraus entwickelte sich auch der Laden: ursprüngliche Bedeutung „Brett“, auch das der Warenauflage dienende Brett, dessen Bedeutung schließlich auf die Bude, den Verkaufsstand, überging. Heute ist Kram auch eine verächtliche Bezeichnung für Kleinkram. 

Der „Händler“ ist eine Bezeichnung, die sich aus dem Verb handeln herleitet = allgemein etwas mit der Hand tun. Im 16. Jh. spezialisierte sich die Bedeutung dann auf den kaufmännischen Bereich. 

Der „Kaufmann“, im Plural Kaufleute, kommt von kaufen, das wahrscheinlich aus dem lateinischen caupo = Schankwirt, cauponari = schachern herrührt. Im MA wurde das Wort, besonders in den Hafenstädten, auf reiche Kaufleute angewendet, die Handel im großen betrieben. Schon im 14. Jh. wurde zwischen der Zunft der Kaufleute und derjenigen der Krämer unterschieden. Zur Redewendung im Deutschen wurde der „ehrbare Kaufmann“, besonders der hanseatische.

Der Frühlingsmarkt beendet die für alle Menschen eher trübe Winterzeit. Er versprach Abwechslung in dem ansonsten völlig ereignislosen Alltag, gab es doch nicht nur das bekannte lokale Warenangebot, sondern, weil Kaufleute von weither zu diesen Märkten anreisten, auch immer ein großes Angebot seltener und Luxuswaren. Der Herbstmarkt erhielt noch eine zusätzliche Bedeutung dadurch, daß man sich vor dem langen, ereignislosen Winter mit allem eindecken konnte, was man voraussichtlich im dunklen Halbjahr brauchen würde.

Abb. 5: Der GalanterieKraemer (Ambrosius Gabler, o.J.)

Gängige Waren auf diesen Jahrmärkten waren Vieh (im Arnsberger Amtsblatt von 1855 werden für Camen zwei Viehmärkte genehmigt: am 27. April und am 16. October, also zu den beiden jährlichen Kirmesterminen), Werkzeug und Gerätschaften aller Art, Stoffe, Kleidung, Lederwaren (für spätere Jahrhunderte ist Kamens große Bedeutung im Bereich von Leinen und Lederhandwerk belegt) später auch Gewürze. Und wer sich Luxus gönnen wollte, was den Bürgersfrauen (es gab auch „Einwohner“ ohne Bürgerrecht) vorbehalten war, wurde bei den Galanteriewaren fündig. Märkte waren auch in anderer Hinsicht privilegiert: Hier konnte jeder seine Waren verkaufen, ohne Rücksicht auf Zunftprivilegien. Zünfte regulierten den Markt, schalteten unliebsame Konkurrenz aus, setzten ihre eigenen Qualitätsstandards bei Waren und Ausbildung. Die Zünfte sollten zwar nicht abgeschafft werden, aber den Landesherren war es wichtig, den Handel zu fördern, brachte er doch Wohlstand und damit Steuereinnahmen, Abgaben genannt, und förderte auch die Zufriedenheit der Untertanen.

Weil diese Märkte aus „Kirchmessen“ hervorgingen, wurden sie in der Regel im Bereich der Kirche aufgebaut. So konnten alle zuerst zum Gottesdienst in die Kirche gehen und anschließend der Eröffnung des Jahrmarkts beiwohnen. Das hatte auch einen praktischen Vorteil, denn so konnte man wertvolle Waren bei Bedarf in der Kirche oder, wie bald in Camen, auch im Rathaus, unterbringen, sie vor schlechtem Wetter und auch Dieben schützen.

Mindestens so wichtig wie die so seltenen Einkaufs- und Versorgungsmöglichkeiten, die diese Märkte boten, war das Unterhaltungsprogramm. Denn Jahrmärkte, Kirmessen, lockten immer auch Gaukler, Bänkelsänger, Tierbändiger, Schauspielkompanien und Wunderheiler an. Kurz, in einer Zeit, die nur durch Arbeit und allenfalls private Feiern bestimmt war, war eine Woche lang die Möglichkeit gegeben, bestens unterhalten zu werden, das Einerlei des täglichen Lebens zu unterbrechen. 

Doch so sehr das „fahrende Volk“ auf diesen Volksfesten und Jahrmärkten willkommen war, sozial war es in der Standesordnung, der sozialen Hierarchie, ganz unten. Allen „Fahrenden“ wurde grundsätzlich unterstellt, Beutelschneider zu sein, d.h., den redlichen Bürgern das Geld aus der Tasche zu ziehen. Sie wurden als unehrenhaft angesehen („Schlitzohren“ gehören auch hierhin), kein Recht, z.B. im Sachsenspiegel des Eike von Repgow verzeichnet, schützte ihr Leben, ihre Unversehrtheit oder ihr Eigentum. Dazu gehörten auch Lumpensammler, Kesselflicker und Hausierer. Sie waren rechtlos wie auch andere Berufe, auf die man angewiesen war, die aber keiner ausüben wollte. Das waren „unreine“ Dienstleistungen wie Gassenkehrer, Büttel, Köhler, Abdecker, Totengräber und Scharfrichter und, natürlich, „Dirnen“. Und es gab so gut wie keine Möglichkeit, jemals diesem Stand zu entrinnen.

Exkurs 4: Weitere „Berufe“ des Fahrenden Volks: Taschenspieler, Zauberkünstler, Seiltänzer, Jongleure, Bärenführer, Menageristen, Bauchredner, Feuerschlucker, Kartenleger, unter den Schauspieltruppen vor allem Komödianten wie Possenreißer, Harlekine, Quacksalber, Marktschreier, Spielleute = Musikanten aller Art.

Und, was auch nicht zu unterschätzen ist: eben weil Kaufleute von weither kamen, waren diese Kirmessen immer auch Kontakt mit der Welt. Nachrichten, Neuigkeiten reisten mit. So erfuhr man von Weltumsegelungen, der Entdeckung neuer Kontinente oder wissenschaftlichen Entwicklungen. Denn Kaufleute waren, schon geschäftehalber, an allem Neuen interessiert, vor allem auch an technischen Neuerungen, Erfindungen. 

Exkurs 5: Kaufleute waren für Kamen nicht nur wegen ihrer Waren und der Neuigkeiten, die sie mitbrachten, so beliebt, sondern auch, weil die aus Kamen stammenden ihrer Heimatstadt kräftig aushalfen. Als die romanische St. Severinskirche (heute Pauluskirche) gegen 1370 zu verfallen begann und Kamen eine neue Kirche brauchte, kam nicht wenig des benötigten Geldes von den sehr erfolgreichen Kamener Hansekaufleuten. Einer von ihnen, Johan de Camen (Familiennamen waren damals nicht üblich, sondern wurden durch Herkunftsbezeichnungen ersetzt), brachte es sogar zum Senator in Lübeck. Ein zweiter, Claus de Camen, war der dominierende Butterhändler zwischen Skandinavien und den Niederlanden, dazu verdiente er prächtig im Tuch- und Ölhandel. Des weiteren spendeten diese Kaufleute für das Heilig-Geist-Spital in Camen, für die Armen der Stadt. Viele Camener waren prominente Stockholmer, wohnten sogar in einem eigenen Camener Viertel, dem „Camener Kreis“. Und sie waren auch eine bedeutende Kraft im Bergenkontor, der „Deutschen Brücke“ (Norwegen).

Und selbstverständlich wurden solche Kaufleute, weil sie reich waren, mächtig und schafften es überall in den Patrizierstand, sie wurden ratsfähig. Sie waren mit dafür verantwortlich, daß die Städte sich vom 12. Jh. an prächtig entwickelten, ein bis dahin nicht gekanntes Selbsbewußtsein gegenüber Landesherren und Kirche entwickelten. Der Kamener Marktplatz, vermutlich in der Zeit vor 1400 entstanden und im Verhältnis zur Zahl der Einwohner völlig überdimensioniert, dürfte Ausdruck dieses neuen Selbstverständnisses sein.

Und vor Ort gab es meistens keine Ärzte, sondern, wenn die Situation gut war, gerade einmal einen Barbier, der auch den für und gegen alle Krankheiten für geeignet erachteten Aderlaß durchführte, der Zähne behandelte, sie sogar zog, ohne Betäubung. Keine Frage, auch ein Barbier war unehrenhaft. Und kein Wunder, daß die Wunderheiler, wenn denn mal einer in die Stadt kam, großen Zulauf hatten, wenn auch die meisten von ihnen wohl einfache Schwindler waren. Doch der bekannteste von ihnen, Dr. Eisenbart, war tatsächlich ein Könner in seiner Profession, vom preußischen Soldatenkönig Wilhelm I zum Hofrat und Hofaugenarzt ernannt. Nach Kamen wird er wohl nicht gekommen sein.

Die Kirmessen hatten immer auch eine wichtige Funktion als Tier- und Viehmärkte, was in der früher weitgehend agrarischen, d.h., bäuerlichen Gesellschaft selbstverständlich war. Hier wurden die Tiere vorgeführt und begutachtet, bevor es zum Handel kam, natürlich mit doppeltem Handschlag: klipp und klar, wie es lautmalerisch in der Redewendung hieß. Kamen hatte hier, wie Pröbsting in seiner Kamener Stadtgeschichte von 1901 berichtet, seine eigene Formel: rump-schlump im Kamener Platt. Noch 1959 gab es in Kamen den Ferkelmarkt zur Eröffnung der Kirmes für die Versorgung der Ackerbürger und der Bauern. In Werne gibt es auf Sim-Jü immer noch den Vieh- und Krammarkt, aber nur noch aus nostalgischen Gründen, heute gibt es keine Notwendigkeit für solche Märkte mehr. Viehhandel, Tierhandel allgemein, wird heute, da große Unternehmen dahinterstehen, anders organisiert.

Aber zurück zum Beginn. Kirchweihfeste dürften anfangs auf dem Platz an der Grafenburg stattgefunden haben. Diese war vor 1100 auf dem heutigen Kirchplatz zwischen Dunkler Straße im Westen und dem Beginn der Bebauung im Osten errichtet worden. In der östlichen Hälfte des gräflichen Areals wurde zu Beginn des 12. Jh. die St. Severinskirche als ecclesia propria (Eigenkirche) des Grafen von der Mark errichtet, dazwischen dürften die ersten Kirchweihfeste zu Ehren des Hl. Severin stattgefunden haben. Vermutlich wurden diese Feste schnell populär, boten sie doch Abwechslung vom mühsamen und langweiligen Einerlei des Alltags und gute Unterhaltung. Mit dem wachsenden Zuspruch dürfte es sich angeboten haben, auf den viel größeren Marktplatz umzuziehen, zumal die Bedeutung der Kirche zugunsten des erwachten Bürgerstolzes in den Hintergrund gerückt war. Obendrein hatte die vorwiegend religiöse Veranstaltung einen immer stärker weltlich geprägten Charakter angenommen, vor allem durch die vom Grafen von der Mark bewilligten Stadtrechte und die damit verbundenen Privilegien (s.o.). Dazu gehörte auch der regelmäßige Vieh- und Ferkelmarkt, mit dem die Kirmes üblicherweise eröffnet wurde. Und der Marktplatz war ja auch ideal: ein großer, freier Platz mitten in der Stadt. Wie Otto Birkefeld in der Westfälischen Rundschau 1975 berichtet, fanden daher alle Frühjahrs- und Herbstkirmessen bis 1930 auf dem Markt statt, dehnten sich bis in die Weststraße zwischen Karrenberg (heute Mayersche) und Zum Stadtkrug (Mutti Jansen) aus. Oft war die Kirmes so groß, daß anliegende Straßen gesperrt werden mußten: 1877 läßt Bürgermeister Adolf von Basse die Bahnhofstraße von Goertz (Restaurant und Gaststätte an der Ecke Bahnhof- und Klosterstraße, später Scholz, dann Keglerklause, heute Flying Dutchman) bis zum Markt sperren, dazu die Königstraße (heute Am Geist; das erinnert an die so erfolgreichen Kamener Altstadtfeste in den 1980ern) und die Weerenstraße.

Kamen hatte zwar jahrhundertelang weitere große Freiflächen im Stadtinneren, die Burgmannshöfe, die aber waren in Privatbesitz und kamen daher nicht in Frage. 

Mit dem Beginn des Krieges 1939 sei mit der Kamener Kirmestradition Schluß gewesen, schreibt Birkefeld, erst 1948 sei sie wieder aufgenommen worden. Für die Jahre nach dem Krieg gibt es leider keine nachprüfbaren Belege mehr, weil damals keine Zeitungen publiziert wurden. 

Exkurs 6: Beispiel HA: Dieser stellte am 7. April 1945, also drei Tage vor Kamens Kapitulation vor den Amerikanern, sein Erscheinen ein und erschien erst wieder am 26. Oktober 1949. Der Grund war, daß die Besatzungsmächte, die Alliierten, verhindern wollten, daß immer noch oder wieder nationalsozialistische Zeitungen erscheinen konnten, die den Ungeist des verbrecherischen Regimes propagandistisch verbreiten würden. Es mußten Drucklizenzen beantragt werden, und erst nach einer genauen Überprüfung der Antragsteller wurde diese erteilt. In der Zwischenzeit behalf man sich beim HA damit, die Amtlichen Bekanntmachungen für den Kreis Unna zu drucken.

1948 war für unsere Stadt ein ganz besonderes Jahr, ein Jahr des Aufbruchs: zuerst war da die Währungsreform vom Juni, die neues Geld ins Portemonnaie und neue Waren in die Geschäfte brachte; dann begann die Zeche Monopol, vom Krieg unberührt, mit Hochdruck, Kohle zu fördern, Kohle, die für den Wiederaufbau des Landes und das „Wirtschaftswunder“ unerläßlich war, Kohle, die den Kamenern Arbeit und Geld brachte; und dann feierte die Stadt in diesem Monat ihr 700-jähriges Bestehen, wegen eines (absichtlichen?) Zahlendrehers um 38 Jahre zu früh. Diese Feier bot auch eine große Gewerbeschau, die den neuen Lebensmut der Stadtbewohner demonstrierte.

Die erste Nachkriegskirmes fand aber nicht mehr auf dem Markt statt, sondern auf dem Gelände des Schützenhofes, des ehemaligen Fetthakenhofes, eines der großen Burgmannshöfe, längst nicht mehr in Privatbesitz. Dieses Gelände reichte von der Weststraße im Süden bis zur Rottstraße (heute Adenauerstraße) im Norden, von der Kampstraße im Osten bis zur Kämerstaße im Westen.

1970 entschließt Kamen sich, „die schnelle Stadt“ zu werden. Die ganze Nordstadt wird flächensaniert (ein Euphemismus für „abgerissen“) – Karstadt kommt, und der Schützenmarkt wird zum Neumarkt umgestaltet (seit 1993 Willy-Brandt-Platz). Wohin jetzt mit der Kirmes? Lt. WR schlagen Rat und Verwaltung der Stadt 1973 den Kirmesleuten den Umzug in den Hemsack vor, damals noch ein riesiges Freigelände mit einer 1000-Meter-Bahn. Die Schausteller weigern sich: „Ihnen ist diese Ecke zu naß, zu windig und vor allem viel zu abgelegen.“ Also fällt die Kirmes 1973 zum ersten Mal, von den Kriegsjahren abgesehen, seit rund 100 Jahren aus, „mangels eines geeigneten Geländes“. Dann aber hat Heinz Lehmkühler, der zuständige Angestellte im Ordnungsamt, „eine gescheite Idee“: Verlegen wir den Rummel doch auf den Edelkirchenhof und die umgebenden Straßen! Die Herbstkirmes 1974 ist gerettet. Der Jahrmarktkonditor, besser bekannt als „Plätzkes-Rumpf“ und seine Frau können mit ihren Spezialitäten, den Zuckerwaren, Waffeln und dem Alpenbrot wieder auf die Kirmes. Und es kommen der Karussellbesitzer Heinrich Jühe und der Schausteller H. Teloke auch wieder nach Kamen. Sie alle waren in der Zwischenzeit auf dem münsterschen Send, der Werner Sim-Jü, der Katharinenkirmes in Unna und auf dem Soester Allerheiligenmarkt vertreten.

Daß bei groß angelegten Volksbelustigungen alles sensationell aufgemacht wird, ist verständlich, Reißerisches und Schlüpfriges ziehen immer. 1886 klagt die Märkische Zeitung: „Unter all’ den vielen Buden befand sich leider auch eine, deren Besitzer sich nicht genirte, dem Publikum, namentlich ausgesuchten jungen Leuten, Sachen zur Schau zu bringen, die nicht mehr in den Rahmen der Sittlichkeit gehören und eine Schließung der Bude seitens der Obrigkeit zur Folge hatten. Wir müssen es unseren Polizeiorganen rühmlichst nachsagen, daß sie bei solchen Gelegenheiten ein ausnahmsweise wachsames Auge haben, damit derartige unsittliche Sachen dem Publikum nicht vorgeführt werden.“ Zwei Fragen drängen sich auf: Würden wir uns heute auch so darüber echauffieren? Brächte eine Zeitung heute so viel Zurückhaltung auf, den Verfall der „Sittlichkeit“ zu beklagen, ohne der Versuchung zu erliegen, den Grund dafür ausführlich zu beschreiben?  

Abb. 6: Schiffschaukel im Überschlag

(Photo: Gerd Danigel , ddr-fotograf.de, Überschlagschaukel, Wikipedia)

Zu den bekannten Attraktionen, an denen sich nicht viel änderte, gehörte auch immer, bis in die Mitte des 20. Jh., die Schiffschaukel. Natürlich fand an der Schiffschaukel immer ein Wettbewerb statt: Wer schafft einen Überschlag? Was der Betreiber gar nicht gern sah, weil er befürchtete, daß jemand dabei herausfallen könnte und er sich Schadenersatzforderungen ausgesetzt sähe. Und es gab einen „Hau-den-Lukas“: Nur die ganz Starken schafften es, mit dem Hammer so heftig auf einen Auslöser zu schlagen, daß ein Gewicht bis ganz nach oben getrieben wurde und dort lautstark eine Glocke traf. Der „billige Jakob“ war auf jeder Kirmes, oft auch auf Wochenmärkten. Der pries immer lautstark seine Ware an, schrie so laut, daß er auf dem ganzen Kirmesplatz zu hören war. Wenn man ihn hörte, glaubte man, er verschenke seine Waren. Und, besonders nach dem Zweiten Weltkrieg, gab es keine Kirmes ohne Boxbude. Jeder aus dem Publikum konnte bei einer Vorstellung gegen die Budenboxer antreten. Gewann er, gab es ein Preisgeld, meistens jedoch gab es bloß eine Tracht Prügel. Aber natürlich wurde darauf geachtet, daß es für den Mutigen nicht zu schlimm wurde. Und was wäre eine Kirmes ohne Losbuden? Wo man alles gewinnen konnte, was seinen Reiz mit dem Ende der Veranstaltung prompt verlor. Und an den Schießbuden haben die Schützenkönige einen natürlichen Vorteil, wenn auf Schießbudenfiguren geschossen wird.

Die Kamener Kirmes war auch immer ein Spiegel ihrer Zeit. Im Kaiserreich gab es oft feierliche Bälle, Anlässe gab es viele: Schützen- und Kriegervereine vorneweg, aber jeder Turn- und Gesangsverein feierte ebenfalls regelmäßig, und Vereine gab es viele, wie auch Säle, in denen man feiern konnte. 1911 versetzte die Kirmes die ganze Stadt in Feierlaune. Und es fanden zu diesem Anlaß vier (!) Bälle in Gaststätten und Restaurants statt, z.B.im Restaurant Zur Krone von Paul Jordan. Und weil Kirmes immer nur am Donnerstag war, wurden die Bälle bis Freitag früh um fünf Uhr gefeiert. Die Polizeistunde wurde dafür extra aufgehoben. Dafür sorgte der Bürgermeister als Chef der Polizei-Verwaltung, Adolf von Basse ( Adolf und sein Vater Julius von Basse waren zusammen 66 Jahre lang Kamener Bürgermeister). (Kamener Zeitung, 16.Okt.1911)

Abb. 7: Kirmestrubel 1930 auf dem Kamener  Marktplatz

Aber es fanden nicht nur Bälle statt. Die Kamener Zeitung vom 21.10.1926 zählt weiters auf: Konzerte mit freiem Eintritt gab es sechs; Preiskegeln; Würzburger Hofbräu als besonderes Bier; vier Metzgereien bieten die Kirmes-Extra-Rinderwurst an, alle Restaurants sowieso – kurz, die Kirmes, besonders die Herbstkirmes, war immer eine Angelegenheit für die ganze Stadt. Das ging so weit, daß die Kamener Zeitung 1931 melancholisch Bilanz zieht: „Der heutige Freitag brachte dann das jammerreiche Erwachen und nicht immer gelang es, sich schnell wieder in den gleichmäßigen Alltagstrott hineinzufinden. Die Schäden an Leib und Seele sitzen oftmals tief. […] Lediglich die Kirmesbesucher haben in sich zu gehen. Der eine kuriert seinen kranken Magen, der andere versucht mit Hilfe neuer Notverordnungen seinen ins Schwanken geratenen Etat auszubalancieren, während der Dritte vielleicht Friedensverhandlungen mit seinem Ehegespons angebahnt hat, – Jeder versucht auf seine Weise den Status quo herzustellen.“ (KamZeit, 23.10.31) Übrigens wird im selben Artikel erwähnt, daß das Kamener Rathaus die Kirmes „zum ersten Mal in seiner jetzigen Gestalt“ erlebt habe. Ein Hinweis auf die neuen Arkaden, um die gefährliche Stelle der Einmündung der Bahnhofstraße in den Markt zu entschärfen?

Aber es wurde nicht nur gefeiert, es wurde auch gestaunt. Auf Kirmessen wurden immer die neuesten technischen Entwicklungen vorgestellt. 1907 war so ein besonderes Jahr. Im Restaurant Zum Stadtpark von Friedr. Sirringhaus wird ein „Großes Grammophon=Konzert“ angeboten, das so perfekt ist, „daß man glaubt, die Vorträge von Künstlern persönlich zu hören“. Und „Zur Kirmes in Kamen!“ ist auch „Ahlers weltberühmter Kinematograph“ dabei, mit „Eigene[r] elektr. Zentrale“ und „Eigene[m] Trompeterkorps“. Den Tonfilm gab es noch nicht, die Musik fand im Saal statt. Eine Kirmes ohne Zirkus war wohl damals nur schwer vorstellbar, mit einer Vorführung, die uns wohl ganz fremd ist: mit „großem Ringkampf mit einem dressierten Riesen-Bären“.

Abb. 8: Aus der Märkischen Zeitung vom 25.10.1907

Eine weitere Sensation auf Jahrmärkten bildete die Ausstellung menschlicher Besonderheiten, besonders kleinwüchsige Menschen, damals wurden sie „Liliputaner“ genannt, besonders groß gewachsene, die „Riesen“ hießen, Menschen mit körperlichen Mißbildungen. Sie alle hatten es im bürgerlichen Leben schwer, verdienten sich ihren Lebensunterhalt, indem sie sich und ihren Körper zur Schau stellten. Im Restaurant Zum Amtsgericht in der Bahnhofstraße von Emil Neckenbürger (später Paul Habermann) gastierte, ebenfalls 1907, „Miß Angelika – genannt das lebende Gemälde“. Der Wirt mahnt, „[e]s versäume niemand, diese kunstvolle Dame in Augenschein zu nehmen“, was wohl eine unbeabsichtigte Intensität beinhaltet und nur ein Euphemismus für „begaffen“ ist. Bizarr wird es, wenn es weiter heißt: „Gleichzeitig empfehle [sic] zur Kirmes: Frische Mett- und Rinderwürste“. Und noch 1956 pries ein Unternehmer eine besondere Attraktion an: „Original-Afrikanische Schaubude, in der Neger ihre artistischen Kunststücke vorführen“. Heute undenkbar, auch nur im historischen Kontext zu akzeptieren, sowohl in der Sache wie im Vokabular.

1926, und damit in allen Jahren zwischen 1909 und 1950, wenn die Kirmes auf dem Marktplatz stattfand, mußte besondere Vorsorge getroffen werden, um Unfälle zu vermeiden: in dieser Zeit fuhr die Kleinbahn UKW (Straßenbahn Unna-Kamen-Werne) diagonal über den Markt, für die immer freie Fahrt gewährleistet werden mußte, mitten durch die Kirmesbuden und -karussells! (Kamener Zeitung, 21.10.1926) Wie aber wurde das bewerkstelligt? „Um Verkehrsunfälle zu vermeiden, lief ein Schaffner mit einer riesigen Glocke voraus, mitten durchs Gewühl der Hippodrome, russischen Schaukeln, Pferdekarussells und Berg- und Talbahnen … Und, o Kirmeswunder! Die damaligen »weißen Mäuse« hatten am Tage danach auch nicht den geringsten Verkehrsunfall zu vermelden.“  (Westfälische Rundschau (WR) 19./ 20.10.1963)

Abb. 9: Kirmestrubel 1930 mit Straßenbahn

Und 1931 heißt es: „Kirmes heißt vor allem Lärm. Sie stellte an die Anwohner starke Ansprüche, legten doch die Musikanten mehr Wert auf eine hervorragende Lautstärke als auf Klangreinheit.“ Musik aus Lautsprechern in der ganzen Innenstadt – dafür gab es die entsprechende Technik noch nicht. Dafür gab es aber Kapellen allerorten. Und dann zählt der Berichterstatter auf, was alles noch Lärm verursacht: „Langsam entwickelte sich dann auch auf dem Kirmesplatz das Leben: bunter Flitterglanz, ein schier undurchdringlicher Menschenknäuel und Lärm, viel Lärm. Das endlose Hupen der Karussellautos, die herzerweichende Musik der Drehorgeln, das maschinengewehrmäßige Geknalle des kas, das markerschütternde Heulen einiger Sirenen, der nie versiegende Redeschwall der Ausrufer, kurz, alle die charakteristischen Kirmesgeräusche vereinigten sich zu einer Symphonie, die die Besucher schier betäubte und die rechte Kirmesstimmung schuf.“ (Kamener Zeitung, 23.10.1931) 

Abb. 10: Aus der Kamener Zeitung vom 24.4.1930

Und 1932 fand die Kirmes „in gewohnter Weise [Anm.: d.h., nur am Donnerstag] auf dem Schützenhofplatz“ statt, der Ferkelmarkt hingegen auf dem Markt. Es wurden aber keine guten Geschäfte erwartet. „Das Geld reicht kaum noch für die alltäglichen Lebensbedürfnisse, geschweige denn für einen »Kirmesgroschen«.“ Die Weltwirtschaftskrise wirkt sich im kleinen Landstädtchen aus.  (Kamener Zeitung,18.10.1932)

Abb. 11: Aus der Kamener Zeitung vom 24.4.1930

Und unter der Überschrift „Rummel – Ratten – Riesenrad“ schreibt die Westfalenpost (WP) für die Kirmes 1951, die auf dem Schützenhof stattfand, daß sie dieses Jahr ohne Gewerbeschau abgehalten werde, weil die Innovationskraft der Kamener Firmen doch nicht so groß sei, daß es diese Schau jedes Jahr geben könne, es muß also 1950 wohl eine gegeben haben, die zweite nach 1948. Gleichzeit macht die Zeitung einen aus heutiger Sicht abstrusen Vorschlag: Der Name „Severinskirmes“ (also offenbar schon seit einiger Zeit in Gebrauch!) sei nicht „kömsch“ genug, sie schlägt stattdessen den Namen „Eduard“ vor, erklärt aber nicht, wie sie zu diesem Namen kommt. War es vielleicht Satire? (WP, 16.10.1951)

Abb. 12: Aus dem Volksfreund 1874-77

1951 berichtet die Westfälische Rundschau voller Begeisterung über den ungewöhnlichen Verlauf der Kirmes: „ohne Schlägerei, ohne Eigentumsdelikte, ohne Überschreitung der Polizeistunde“. (Westfälische Rundschau, 23.10.1951) Ganz anders z.B. 1877. Der Volksfreund vom 28.10.1877 beklagt: „Ein unangenehmes Nachspiel hatte die Kirmeß in einer großen Schlägerei auf dem Marktplatze. Die Polizei suchte die Sache zu stillen; doch hatte sie Noth, sich selber zu vertheidigen, bis sie endlich mit verstärkten Kräften des Tumultes Herr zu werden vermochte.“ Und zehn Jahre später berichtet die Märkische Zeitung (19.10.1887), daß man „nur ein schon bejahrtes, in berauschtem Zustande befindliches Handelsweib von auswärts […] wegen Trunkenheit und Randalirens verhaften [mußte], damit sie in polizeilichem Gewahrsam ihren Rausch ausschlafen konnte“. Wenn wir uns heute über eine Verrohung der Sitten beklagen – früher war auch nicht immer alles besser.

Und wenn uns heute manchmal eine Kirmes verregnet, dann ist auch das nichts Neues: Unter der Überschrift „Verwässerte Herbstkirmes“ berichtet der Reporter, daß wolkenbruchartige Regenfälle den Kirmesplatz „räumen“, verlangt aber gleichzeitig, die „Verwässerung“ der Kirmes zurückzunehmen. Damit meint er die Ausdehnung auf vier Tage. Die Konzentration auf einen Tag, wie früher üblich, mache das rare Gut begehrenswert. (Westfalenpost, 26.10.1954)

Abb. 13: Rinderwurst

Abb. 14: Rinderwurstessen

Durch die Jahre berichten alle Kamener Zeitungen unverändert von einer Besonderheit, deretwegen selbst nach Auswärts verzogene Kamener immer wieder zur Kirmes in ihre Heimatstadt zurückkehrten: zum Rinderwurstessen. Dazu heißt es: „Zu diesen lecker gewürzten Würsten aß man „ackerbürgerlich“ unterm schiefen Turm „Himmel und Erde“ (Apfelmus und Kartoffelbrei) durcheinander aufgetischt. Dieses Kirmeswurstessen begann für die pfiffigen Einheimischen im alten Kamen bereits am Kirmesvorabend. […] Die heißen Kirmeswürste, zu Ketten in ganz dünnen Därmen abgebunden, gingen dann weg „wie warme Semmeln“. Auswärtige Kirmesbesucher hatten dann am eigentlichen Kirmestag, dem Donnerstag, meistens bei dem „Kamener Nationalgericht“ das Nachsehen.“ (Westfälische Rundschau, 19.-20.10.1963) Nun, ein „Kamener Nationalgericht“ gibt es nicht mehr. In Kamen wie auf Kirmessen überall in unserer Region gibt es gebrannte Mandeln, Popcorn, Pizza, Nackensteak und Crêpes. Und natürlich Currywurst. Im Kern ist es wie mit (fast) allem heutzutage: die Globalisierung hat zu einem Einheitsbild geführt, überall die gleichen Läden, Waren, Unterhaltung, Essen, Trinken usw. Alles ist ständig verfügbar, überall. Weniger regionale Spezialitäten, selbst in der Region dominieren internationale Spezialitäten.

Abb. 15: Currywurst mit Pommes Mayo

Bis 1962 war traditionell der Donnerstag der Kirmestag, 1954 handelten die Schausteller mit dem Ordnungsamt sogar eine einmalige 5-tägige Veranstaltung auf dem Neumarkt  aus, weil an einem der Tage während der Kirmes die „Ruhe wegen der Kriegsgefangenengedenkstunde“  nicht gestört werden sollte und deswegen auch die Kirmes pausierte. (Westfälische Rundschau, 13.10.1960)

1963 wurde die Kirmes auf drei Tage ausgedehnt, von Freitag bis Sonntag, ein paar Jahre später dann auf vier, wie heute immer noch. Der letzte Tag, der Montag, ist dann immer der sogenannte Familientag: Einmal bezahlen, zweimal fahren. Schon einmal, 1934, war die Kirmes verlängert worden. Kurios: der Donnerstag blieb der Kirmestag, dann gab es zwei Tage Ruhe, am Sonntag ging es wieder los. Dann erst wurde abgebaut, ging es weiter nach Werne zu Sim-Jü, das eine Woche später stattfand. Der Grund ist nicht klar.

Offenbar bleibt die Kirmes bis 1972 auf dem Schützenhofplatz, bis dieser zum Neumarkt (seit 1993 Willy-Brandt-Platz) umgestaltet wird. Die Kirmes vom 19. – 22.10.1973 findet zum ersten Mal an der Westenmauer und dem Edelkirchenhof statt.

Ein Rückblick auf die 1950er Jahre enthüllt, wie die Zeit nach dem großen Einschnitt durch den Krieg, die Zeit des beginnenden Wirtschaftswunders auch jahrhundertealte Traditionen veränderte. 

1950 erhielt die Kirmes im Hellweger Anzeiger (HA) ein besonderes Lob, weil sie endlich ihren alten Namen zurückbekommen habe: St. Severinskirmes. Doch ist zu spüren, wie sehr man gleichzeitig bestrebt ist – wir sind ja erst wenige Jahre nach dem Krieg – der Tradition die Moderne hinzuzufügen: Die Stadt habe sich bemüht, der Kirmes neben dem „neuen alten Namen einen neuen Geist“ einzuhauchen.

Immerhin gelang es, gleichzeitig die 1948 zum ersten Mal abgehaltene Gewerbeschau erneut zu organisieren. Die Veranstaltungen fanden auf dem Markt und den angrenzenden Straßen statt.

Abb. 16: Frühere Kamener Geschäfte

Für das Jahr 1951 ist interessant, wie viele Kamener Firmen, damals alle noch vom Inhaber geführt, sich verpflichtet fühlten, durch ihre Werbung zum Gelingen der Kirmes beizutragen. (HA, 18.10.1951) Die Kirmes im folgenden Jahr dauerte dann vier Tage und fand auf dem Schützenhofplatz statt. Bei den Schaustellern gab es große Lücken, weil sie im Jahr nach der Kinderlähmungswelle (längst vergessen, nicht wahr? Der Impfung sei Dank!) die große Auswahl hatten: überall fanden wieder Kirmessen statt, man suchte sich aus, wo man hinging. Und selbst die früher obligatorische Rinderwurst ist noch einmal vertreten.

Deutlich sichtbarer wurde der allmählich stattfindende Umbruch 1954. Wie seit Jahrhunderten Tradition, wurde die Kirmes auch in diesem Jahr durch einen Ferkelmarkt eröffnet, aber es kamen nur noch sechs Händler und kaum noch Käufer, nur noch „Sehleute“, wie der HA wortspielerisch berichtete. Ein 6 – 8 Wochen altes Ferkel von 25 – 35 Pfund wurde für 40 – 50 Mark angeboten, ein doppelt so altes und schweres für 100 – 105 Mark. Und der gute alte Hau-den-Lukas wurde zum Punchingball. Ein Jahr darauf kamen nur noch vier Händler mit 40 Ferkeln, 1959 gab es dann diesen Markt zum letzten Mal. Der letzte Händler resignierte angesichts der Situation, kein Mensch kaufte mehr Ferkel. Denn die potentiellen Käufer konnten keine Ferkel mehr großziehen, die Bergwerksgesellschaften hatten die Ställe hinter den Bergmannswohnungen abreißen lassen und durch Kinderspielplätze und Grünanlagen ersetzen lassen. Wat dem einen sin Uhl, is dem annern sin Nachtigall.

Der amerikanische Einfluß hatte der Kamener Kirmes den Punchingball beschert, hatte aber noch nicht alle Lebensbereiche durchdrungen. Eine Bratwurst aß man an der Bratwurströsterei, den Grill gab es noch nicht. Und Popcorn hieß noch gerösteter Mais. Aber allmählich drangen auch Mickey Maus und Co. in die Dekorationen ein.

Inzwischen stellt sich die Frage „Kirmes auf dem Markt oder dem Neumarkt“ nicht mehr, der Edelkirchenhof ist gewiß aus dem Rennen. Die Kamener Kirmes, ob im Frühjahr oder, als „Severinskirmes“, im Herbst, ist mittlerweile so groß geworden, daß beide Flächen besetzt werden. Viele Karussells drehen sich, links rum, rechts rum, horizontal, vertikal, diagonal, manchmal alles zusammen – ihre Konstrukteure haben alles getan, die Mitreisenden in die Bewußtlosigkeit zu schleudern. Viele der traditionellen Attraktionen – Boxbude, Schiffschaukel, Hau-den-Lukas, Nagelbalken u.v.m. (bis auf die Boxbude scheinen sie aber noch auf den großen süddeutschen Volksfesten ihr Publikum anzuziehen, dem Münchner Oktoberfest und dem Cannstatter Wasen z.B.) – gibt es nicht mehr, würden wohl als langweilig empfunden. Überlebt haben nur noch der Autoselbstfahrer (ja, so umständlich hieß das damals, aber man hatte die Zeit, das lange Wort auszusprechen) und die Raupe. Die hat aber das Dach eingebüßt, das früher bei der halben Fahrt allen Wagen übergestülpt wurde. Darunter fand dann ein allgemeines Knutschen statt, ohne Dach wäre die Raupe nicht einmal halb so beliebt gewesen. Geht es heute gesitteter zu? Oder ist unsere Welt so sexualisiert geworden, daß es Heimlichtuerei im Dunkeln nicht mehr braucht? Oder ist es wieder einmal eine Versicherungsfrage geworden? „Aber wenn was passiert!“ Heute muß es bunter und digitaler sein. Und körperliche Gebrechen und Menschen anderer Hautfarbe zur Schau zu stellen, verbietet sich ganz von allein, wenn man den ersten Satz des Grundgesetzes ernst nimmt: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“

Abb. 17: Auf dem Willy-Brandt-Platz 2013

Gleichzeitig nimmt die Kirmes nicht mehr die ganze Stadt in Beschlag. Es gibt keine Extraveranstaltungen wie Konzerte und Bälle mehr. Wer könnte so etwas noch anbieten? Von den vielen Sälen in den vielen Gaststätten und Restaurants ist nichts mehr übriggeblieben. Und wer ginge wohl heute hin? Eine Vereinslandschaft wie vor 100 Jahren, die alle Veranstaltungen beflügelte, existiert auch nicht mehr. Gemeinschaftliches Leben hat sich individualisiert, die Flasche Bier (oder Wein?) vor dem Fernseher ersetzt weitgehend die tägliche Stammtischrunde in der Stammkneipe (die ja auch verschwunden ist; was ist nur aus der „verruchten Stadt“ der 1960/70er Jahre geworden?).

Abb. 18: Auf dem Marktplatz 2013 

Und was ist aus der Rinderwurst geworden, die generationenlang die populärste Kirmesspeise war? Ohne die es keine Kirmes gab? Die jeder in einer Zeitungsannonce anpries, obwohl jeder von ihr wußte? Und wo es doch gleichgültig war, wohin man ging: die gab’s überall. Seit mehreren Jahrzehnten veranstaltet die CDU Kamen ein traditionelles Rinderwurstessen. Der verstorbene Fleischermeister Dirk Ebbinghaus stellte sie zu dieser Gelegenheit nach dem Originalrezept seines Großvaters Gustav her, also aus der Hochzeit der Rinderwurst. Aber das ist eine geschlossene Veranstaltung, sie bewegt die Stadt nicht, ist pure Nostalgie. Die Rinderwurst wurde ersetzt durch die allgegenwärtige und kultisch überhöhte Currywurst, in Berlin erfunden, aber für ruhrgebietstypisch (v)erklärt und eingemeindet (wie auch das erzgebirgliche Steigerlied). Manchmal essen auch Kanzler eine, um Volksnähe zu demonstrieren.

Abb. 19: Auf dem Willy-Brandt-Platz 2013

Mit der Herbstkirmes 2023 jährt sich zum 40. Mal die „Severinskirmes“ der Neuzeit, als „Severinsmarkt“ (aber s.o.), die einmal, vor Hunderten von Jahren, als kirchliche Veranstaltung, als Kirchweihfest begann. Die kirchliche Hintergrund ist vollständig verschwunden. Massenweise treten die Menschen aus den beiden großen christlichen Kirchen aus, nicht mehr nur, um Steuern zu sparen, sondern auch, um ihren Protest gegen inzwischen vielfach dokumentiertes kirchliches Fehlverhalten zu bekunden. Der Vieh- und Ferkelmarkt verschwand schon vor über 60 Jahren, es bestand keine Notwendigkeit für ihn mehr. Galanteriewaren kauft niemand mehr auf der Kirmes, Läden für sie gibt’s das ganze Jahr über. Seltene Gewürze braucht es auf der Kirmes auch nicht mehr, alles ist immer überall erhältlich. Kaufleute, die Neues aus der Welt in die Stadt bringen, kämen zu spät. Fernsehen und Internet tragen Neuigkeiten aus den entlegensten Winkeln dieser Welt und aus dem Weltraum in Echtzeit ins Wohnzimmer. Märkte als Unterbrechung der täglichen Langeweile? Streaming-Dienste, Handy, Fernsehen – alles jederzeit verfügbar. Jahrmärkte zu Beginn und Ende des bäuerlichen Wirtschaftsjahres? Ein bäuerliches Wirtschaftsjahr gibt es in dieser Form nicht mehr. Auf dem Wochenmarkt einkaufen, das ist etwas für bio- und regionalbewußte Käufer, der tägliche Bedarf wird bei REWE, Aldi & Co. gedeckt.

Was ist also übriggeblieben von den alten Kirmessen? Die reine Unterhaltung, etwas außerhalb der regulären Zeit essen und trinken, manchmal, wie früher, zu viel. Betrunkene waren und sind immer ein Problem. Der Kater ist nach wie vor zu kurieren. Schlägereien sind kaum häufiger als früher, Polizeipräsenz unverändert notwendig.

Unsere heutigen Kirmessen sind zweimal wiederkehrende Ereignisse in Kamen, die viele Leute anziehen (wenn das Wetter mitspielt), die im Stadtzentrum stattfinden, aber das Leben der Stadt und ihrer Bewohner nicht nachhaltig berührt. Für die Kinder aber immer noch aufregend genug.

KH

Text- und Bildquellen:

Urkunden:

Urkunde vom 4. Juli 1346, im Stadtarchiv, nach der Faksimile-Sammlung „Dokumente aus der Geschichte der Stadt Kamen“, Kamen 1984

Zu dieser  Urkunde vom 4. Juli 1346:

Die U. befindet sich im Stadtarchiv Kamen. Dieses wurde inventarisiert von Prof. Johannes Bauermann, Münster, und in Bd. 8 (Urkunden bis 1500) des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe der „Inventare der nichtstaatlichen Archive“, Münster 1978, veröffentlicht.

Die Übersetzung stammt von Ruth Merschmann und Hartmut Höfermann, Lateinlehrer am Städt. Neuspr. Gymnasium, Kamen, zuerst abgedruckt in Theo Simon, Kleine Kamener Stadtgeschichte, Kamen 1982.

Der hier verwendete Scan beruht auf der Faksimile-Sammlung „Dokumente aus der Geschichte der Stadt Kamen“, Kamen 1984.

Kunibertusordnung: Stadtarchiv

Abbildungen: 

Aertsen, Pieter, Händler auf dem Markt, 1567, Wikipedia

Gabler, Ambrosius, Der Galanteriewarenhändler, o.J., Wikipedia

Holbein, Hans, der Jüngere (1532), Georg Giese, auch Gisze, in seinem Londoner Kontor, Wikipedia

Texte:

Goehrke, Klaus, Burgmann, Bürger, Bergleute, Eine Geschichte der Stadt Kamen, Kamen 2010

Pröbsting, Friedrich, Geschichte der Stadt Camen und der Kirchspielsgemeinden von Camen, Hamm 1901

Kistner, Hans-Jürgen, 650 Jahre Kamener Severinsmarkt 1996, Veröffentlichung des Stadtarchivs Kamen

Kistner, Hans-Jürgen, Die „Hanse“ in Kamen, Vortrag

Simon, Theo, Kleine Kamener Stadtgeschichte, Kamen 1982

Nachschlagewerke:

Duden, Das Synonymwörterbuch, Dudenverlag

Grimm, Jacob und Wilhelm, Deutsches Wörterbuch, Leipzig 1860, hier nach dem dtv-Neudruck von 1999

Kluge, Friedrich, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, bearb. von Elmar Seebold, 24. Aufl., Berlin, New York 2002

Zeitungen:

Kamener Zeitung, 16.10.1911, 21.10.1926, 24.4.1930, 23.10.1931, 18.10.1932

Westfälische Rundschau, 23.10.1951, 13.10.1960, 19./20.10.1963, 19.4.1975, ?.10.1977

Westfalenpost, 16.10.1951, 26.10.1954

Der Volksfreund, 28.10.1877, 

Märkische Zeitung, 27.10.1886, 19.10.1887, 21.10.1907, 23.10.1907

Hellweger Anzeiger, 14.10.1950, 18.10.1951, 17.10.1952, 22.10.1953, 21.10.1955, 123.10.1956, 27.10.1957, 9.10.1959, 14.10.1983