Archiv der Kategorie: Allgemein

Der KKK fragt … Teil 5

Bei einer Stadtführung sagte der hiesige SPD-Bundestagsabgeordnete Oliver Kaczmarek, seine Oma habe ihm gesagt, früher sei die Kirmes oft auf dem Edelkirchenhof abgehalten worden. Doch keiner konnte das bestätigen. Stimmt das?

Der Edelkirchenhof liegt auf dem Gelände zweier ehemaliger Burgmannshöfe, dem Haringhof und dem Reck-Palandschen Hof. Beide Burgen wurden Anfang des 14. Jh. gebaut und waren für den Schutz des Westen– bzw. des Kämertores zuständig. Der Haringhof wurde 1912, der Reck-Palandsche Hof 1925 abgerissen. Das gesamte Areal wurde im Zuge der weitreichenden Umgestaltung der Stadt im Westen durch Baurat Reich – Kanalisierung und Eindeichung der Seseke, Anlage von Post– und Koppelteich, Bau der Koppelstraße mit Flußbrücke – vollständig neu gestaltet. Es entstand eine geometrisch geformte Parkanlage, die Vorläuferin des heutigen Parks.

13. Edelkirchenhof

Hier noch eine neuere Form der Gestaltung:

Mail-Anhang

Wer weiß, ob es hier Kirmessen 13. Edelkirchenhof oder auch Zirkusveranstaltungen gegeben hat?

KH

Der KKK fragt … Teil 4

Kamen hat die meisten seiner Denk– und Mahnmale verloren: das Löwendenkmal vor der Pauluskirche 1946, die Sedansäule auf dem alten Markt 1956, den Gedenkstein für den VfL-Gründer Carl Hammacher vor der alten VfL-Turnhalle, den Kaiser-Wilhelm-Gedenkbrunnen am Stadtpark, den Gedenkbrunnen im alten Rathaus.

Das Photo zeigt die Einmündung des Sesekedamms auf die Bahnhofstraße. Die Villen im Hintergrund am Mühlen(tor)weg und dem Sesekedamm wurden Mitte der 1930er Jahre erbaut. An der Stelle, wo heute das Mahnmal für die 1953 noch in der Sowjetunion gefangenen Wehrmachtsoldaten von Otto Holz steht, stand einmal eine Rakete oder Bombe, mit der Spitze nach unten gerichtet. Auf der Schauseite ist eine längere Inschrift zu erkennen. Es liegt nahe, dieses „Denkmal“ in die Kriegsjahre zu legen.

PastedGraphic-1 Kopie

Und hier der Ausschnitt:

PastedGraphic-2

Wer weiß etwas darüber?

KH

 

Der KKK fragt … Teil 3

Das letzte Mal präsentierte der KKK das Photo eines jungen Paares, das offensichtlich in sehr bescheidenen Verhältnissen lebte, in der für die Zwischenkriegszeit typischen Wohnküche mit Herd und Bett. Heute haben wir das Photo einer bürgerlichen Familie, und der Kontrast könnte kaum größer sein.

Der Mann ist das, was man wohl „stattlich“ nannte. Er trägt einen „kaiserlichen“ Schnurrbart, an der linken Hand einen schweren Ring und über dem Embonpoint eine auffällige Uhrenkette. Eisen und Schlägel weisen darauf hin, daß er eine herausgehobene Position im Bergbau bekleidete. Aus seiner Miene und der Körperhaltung sprechen Stolz und Selbstbewußtsein.

In merkwürdigem Kontrast dazu steht die Persönlichkeit der Frau. Sie schaut etwas verschüchtert drein, ihr Blick ist nicht in die Kamera gerichtet, sondern in eine ungewisse Ferne. Sie wirkt eher resigniert als stolz. Ihr schweres schwarzes Kleid ist das Kleid einer gutbürgerlichen Frau.

Das Baby trägt das typische Kleidchen, wie man es in der Kaiserzeit sowohl Jungen wie auch Mädchen anzog. Das wohlgenährte Gesicht könnte einer Zwieback-Reklame entstammen.

Um die Familie herum finden sich Attribute bürgerlichen Wohlstands: der wohldressierte Hund liegt den Herrschaften zu Füßen auf einem (Wolfs?)fell, reich geschnitzte Möbel links und rechts runden die Szene ab.

Aus der Unterzeile ergibt sich, daß das Photo von Ernst Brass gemacht wurde. Ernst Brass war der erste Photograph, der sich in Kamen niederließ. 1893 kam er hierher, zuerst einmal, um herauszufinden, ob er hier wohl sein Geschäft mit einiger Aussicht auf Erfolg würde eröffnen können. Diesen Besuch hat er in einem heute noch lesenswerten Bericht beschrieben.  Ernst Brass wurde ein prominenter Kamener Bürger, der u.a. auch lange Zeit das Stadtarchiv  betreute. Er betrieb seinen Laden bis 1934, als Konrad Holzer ihn übernahm, und jahrzehntelang alle Schulanfänger, Kommunions– und Konfirmationskinder, Hochzeiten, ob grün,silber oder gold, photographierte. Und die allermeisten Kamener bekamen hier auch ihre Paßphotos. Es gab wohl kaum einen Kamener Haushalt, in dem es nicht Photos gab, die erst Ernst Brass, dann Konrad Holzer gemacht hatten.

Wer weiß Genaueres über diese Familie?

Mann mit Uhrkette

 

KH

Der KKK fragt … Teil 2

Ein Photo, das die typischen Wohnverhältnisse eines Arbeiterhaushalts zwischen den Kriegen wiedergibt: Mansarde, Wohnstube mit Bett und zwei Küchenschränken, vorn links ist gerade noch der Henkel eines Kessels zu erkennen, der auf dem Küchenherd steht; es handelt sich um ein junges Paar aus dem Arbeitermilieu; die Frau erscheint deutlich jünger, wohlgenährt; er wirkt älter, wirkt verbraucht, vielleicht ist er Bergmann. Links hinter der Frau, halb vom Schrank verdeckt, hängt ein Hellweger-Anzeiger-Kalender an der Wand. Am rechten Schrank, zur Wand hin, hängt ein Mantel (?), er dient also auch als Garderobe.

Ehepaar in Wohnküche 1930

Unsere Frage:

Wer kennt die abgebildeten Personen und weiß, wo sie gewohnt haben?

Die eingehenden Informationen werden natürlich dem Stadtarchiv Kamen übergeben und somit für die Nachwelt gesichert.

Klaus Holzer

Das Kriegsende in Kamen

von Klaus Holzer

Am 8. Mai 2015 jährt sich die Kapitulation Nazi-Deutschlands zum 70 Mal. Für Kamen war der Krieg aber schon einen Monat früher vorbei. Am 10. April 1945, um 13.10 Uhr, übergab der Kamener Journalist Otto Birkefeld die Stadt Kamen den Amerikanern, am 11. April begann für Kamen die Nachkriegszeit.

Birkefeld befand sich zu dem Zeitpunkt zusammen mit einem Polizeileutnant und zehn Mann im (alten) Rathaus. Bei ihnen befand sich noch eine Angestellte des Standesamtes, die immer wieder die Luftalarmsirene bediente. Als die Besatzung des Rathauses die amerikanischen Panzer, aus der Weißen Straße kommend, langsam auf den Markt vorrücken sah, wußte zuerst keiner, was nun zu tun war. Dann sagte der Polizeioffizier zu Birkefeld: „Sie sprechen doch Englisch. Gehen Sie mal dahin und sprechen Sie mit den Amerikanern.“ Die standen inzwischen relativ locker vor ihren Panzern und hatten sich Zigaretten angesteckt. Als Birkefeld das sah, steckte er sich seine Pfeife an und ging dann langsam auf die Eroberer zu. Sein spontaner Entschluß brach das Eis und rettete Kamen womöglich vor weiterer Zerstörung. Er übergab die Stadt bedingungslos an den Sieger.

Vorausgegangen waren schwere letzte Gefechte. Nach den verheerenden Luftangriffen von Ende Februar und dem absehbaren Ende, nämlich der Niederlage Nazi-Deutschlands, errichtete der Kamener Volkssturm dennoch an allen großen Einfallstraßen mächtige Panzersperren, am Bahnübergang in der Nähe des damaligen Cafés Schneider, bei Jackenkroll an der Hammer Straße und auch auf der Lünener Straße. Besetzt wurden diese Sperren von alten Volkssturmmännern und Hitlerjungen, die in Schnellkursen notdürftig im Gebrauch von Panzerfäusten unterrichtet worden waren.

Viele Kamener fanden noch Anfang April anonyme Flugblätter in ihren Briefkästen und Vorgärten, in denen Nazis denen Tod und Vergeltung androhten, die vor den anrückenden Feinden den „weißen Fetzen“ zum Fenster heraushängen würden. SS-Streifen rasten in ihren Autos durch die Straßen Kamens und suchten Fahnenflüchtige, mit denen sie im Trichter hinter der ehemaligen VfL-Turnhalle „kurzen Prozeß machten“, d.h., sie erschossen sie kurzerhand, ohne jedes Gerichtsurteil. Kriegstote mußten in der Morgendämmerung beerdigt werden, weil Tiefflieger während des Tages auf alles schossen, was sich bewegte.

Besonders schrecklich war der „Heerwurm“, der sich am Karfreitag von Lünen her durch Kamen bewegte, über die Koppelstraße und den Bahnübergang nach Heeren, 20000 Gefangene und Flüchtlinge. Sie waren total zerlumpt, heruntergekommen und ausgehungert, oft nur mit Lappen an den Füßen. Über dem Zug hing bedrückend der Geruch von Karbol und Desinfektionsmitteln. Eskortiert wurde der schnell so genannte „Russenzug“ von ein paar Dutzend klappriger deutscher Landesschützen, erinnert sich Otto Birkefeld später.

Als Kamen eingenommen war, wurden zuerst zwei Englischlehrerinnen des Gymnasiums, Maria Ahmer und Eleonore Friedrichs, als Dolmetscherinnen ins Rathaus zitiert. Der erste Stadtkommandant erwies sich als großzügig und weitherzig. Er ernannte umgehend ein kleines Ratsherrenkollegium, da an Wahlen nicht zu denken war. Valentin Schürhoff wurde nach der Besichtigung als Obmann von Grillo berufen. Gustav Adolf Berensmann mußte als kommissarischer Bürgermeister den Sonderauftrag umsetzen, alle ehemaligen Nazis unter dem Schiefen Turm zum Schippen und Füllen der Bombentrichter in Kamen einzubestellen, wo sie dann für jedermann sichtbar mit Hacke, Schaufel und Schubkarre malochen mußten.

Und es war viel zerstört worden: 125 Gebäude vollständig, 111 sehr schwer, 350 leicht. Der Schiefe Turm war demoliert, die Kirche Hl. Familie wies an der Ostseite ein großes Loch auf, Krankenhaus, Bahnhof, Altersheim, die Druckerei der „Kamener Zeitung“, die VfL-Turnhalle, das damalige Realgymnasium zu einem großen Teil und der Kindergarten der evangelischen Gemeinde. Und, schlimmer, es gab 245 Tote.

Kamen, wie ganz Deutschland, mußte ganz von vorn anfangen, neu aufgebaut werden. Die Narben kann man heute noch im Stadtbild erkennen.

Pauluskirche kriegsbeschädigtHl. Familie kriegsbeschädigt 3

Der schiefe Turm                           Hl. Familie

 

Für den Raum der Erinnerung:

Der KKK fragt, die Kamener antworten.

Die erste Frage:

Blindgänger

Wer weiß, wo und wann genau sich diese Szene abgespielt hat? Wer sind die beteiligten Männer?

Glocken der Kirche Hl. Familie – Der KKK als Vermittler erfolgreich

von Klaus Holzer

Im Sommer 2014 entdeckte der KKK auf dem Städtischen Bauhof in Kamen zwei alte Glocken, die dort abgestellt und offenbar vergessen worden waren. Es tat weh, zwei so schöne Glocken in so trostloser Umgebung zu sehen! Und auf dem Bauhof störten sie nur, nahmen Platz weg. Ein kurzer Blick auf die Inschrift zeigte sogleich, daß es sich um „katholische“ Glocken handeln mußte. Der Text war lateinisch und verwies auf Maria.

 

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Da niemand wußte, wo sie herkamen und wo sie hingehörten, tauchte ein KKKler in die Abteilung „Zeitungen“ des Stadtarchivs und wurde schnell fündig. Es handelte sich um zwei von ehemals drei Glocken der Kirche Hl. Familie, die 1987 aus dem Turm entfernt werden mußten, da ein Glockensachverständiger feine Risse im Korpus festgestellt hatte und niemand garantieren konnte, daß sie beim Läuten nicht herunterfallen würden. Es gab also ein sofortiges Läuteverbot. Der damalige Pfarrer Beule ignorierte dieses Verbot jedoch an Silvester 1987 und ließ die Glocken noch einmal kräftig über Kamen klingen, da er, zu Recht, annahm, daß sich zu der Zeit sowieso niemand unter dem Turm aufhalten würde.

Aber da eine Kirche ohne Geläut die Gläubigen nicht zum Gottesdienst rufen kann, wurden sogleich neue bestellt, die im Frühjahr 1988 in den Turm gehoben wurden.

Wieso bekam eigentlich eine Kirche, die erst im Herbst 1902 konsekriert worden war, schon 1922 neue Glocken? Die Erstausstattung konnte doch nicht schon schadhaft sein? Aber 1917 geschah der katholischen Kirche Hl. Familie genau das gleiche wie der evangelischen Pauluskirche: die alten Bronzeglocken mußten abgegeben werden, damit aus ihnen Munition für den Krieg gefertigt werden konnte. Und ebenso bekamen beide Kirchen 1922 neue Stahlglocken aus Apolda in Thüringen (wo es übrigens ein sehenswertes Glockenmuseum gibt!).

Und als die alten Glocken aus dem Turm entfernt wurden, sicherte sich die Stadt Kamen das Anrecht auf zwei von ihnen, stellte sie auf dem Bauhof ab mit dem Versprechen, innerhalb von acht Tagen einen neuen Aufstellort für sie zu finden. Aber aus den acht Tagen wurden 25 Jahre.

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Am Freitag, 23. Januar 2015, sind sie aber (fast) an ihren alten Ort zurückgekehrt. Am Weg zwischen dem Portal der Kirche Hl. Familie und dem Nordzugang zu ihrem Gelände, direkt neben dem Turm, hat die Kirchengemeinde etwas Gebüsch gerodet und zwei Stellflächen angelegt, auf denen die große und die kleine ehemalige Glocke nun ein neues Zuhause gefunden haben. Wohl auf Dauer. Und Kamen ist um eine Attraktion reicher. Wer kann schon richtige Glocken sehen und sogar anfassen?

KH

Raum der Erinnerung

„Raum der Erinnerung“

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Wir leben in einer globalisierten Welt, in der dem Einzelnen hohe Mobilität abverlangt wird: Wenig ist von Dauer, der Wandel ist stetig. Die früher übliche lebenslange Bindung an eine Stadt, einen Arbeitsplatz, scheint obsolet. Gerade die junge Generation, mit dem Internet aufgewachsen, findet es immer schwerer, Wurzeln zu schlagen. Ihre Welt ist oft nur noch die virtuelle Welt. Es wird immer schwerer, dauerhafte Bindungen einzugehen.

In dieser Situation ist zu beobachten, daß mehr und mehr Menschen offenbar das Bedürfnis haben, sich an ihre Herkunft zu erinnern, sich ihrer zu vergewissern. Es besteht ein starkes Interesse an Familienforschung, der Herkunft und Bedeutung des eigenen Namens, an Heraldik (Familien legen sich wieder Wappen zu) und Stadt– wie auch Regionalgeschichte (Gesprächskreise wie die Kamener Arche oder Bergkamener Zeitzeugen u.a.), Heimat– und Geschichtsvereine haben Zulauf, Archive öffnen sich einer zunehmend interessierten Öffentlichkeit.

Dieser Strömung will der Kultur Kreis Kamen im Rahmen eines Projekts eine Stimme geben. Arbeitstitel:

„Raum der Erinnerung“

(weitere mögliche Titel: „Zeitinseln“ oder „Geschichte/Vergangenheit/Erinnerung im Schuhkarton“)

DEZMUS 1

Hier soll Erinnerung persönlich verstanden werden. Es geht nicht um die „große“ Geschichte wie Kriegserklärungen, Schlachten, das Verhältnis von Staaten zueinander, sondern darum, wie der Einzelne seine Erinnerung an die Vergangenheit mit konkreten Dingen füllt. Das kann sein:

  • eigene oder in der Familie aufbewahrte und weitergereichte Tagebücher
  • Photos
  • verschickte Postkarten (z.B. aus dem ersten Italienurlaub, mit Touropa hingefahren)
  • altes Gerät, das in der Familie eine Rolle gespielt hat (z.B. das Waffeleisen aus der Kindheit, die Wärmflasche usw.)
  • die Fahrkarte des (ersten) Gastarbeiters in Kamen in die neue Heimat oder die für seine (erste) Reise zurück in die alte Heimat
  • die Schreibmaschine, auf der die (erste) Geschichte/das (erste) Gedicht geschrieben wurde, inzwischen durch einen Rechner ersetzt
  • das Glöckchen, das Kinder an Heiligabend zur Bescherung rief
  • Weihnachten, wie es in der Erinnerung fortlebt
  • Familienbräuche im Wandel der Zeit
  • der Koffer, mit dem jemand als Flüchtling in Kamen ankam
  • die Zeitung, die ein besonderes Datum für die Stadt markiert
  • das erste Handy/der erste Rechner und wie sich das Leben dadurch veränderte
  • Schulzeugnisse mit Fächern, die es nicht mehr gibt (z.B. Schönschreiben und ein Heft dazu)
  • das Buch, das einem Soldaten während der Kriegsjahre zum Trost diente, ihm half, zu überleben
  • die Decke, in die jemand als Kind eingehüllt war, als die ganze Familie zusammen mit Nachbarn wegen Bombenalarms ganze Nächte im Keller/Luftschutzbunker zubringen mußte
  • der Brief, den ein ehemaliger Kriegsgefangener oder Zwangsarbeiter an z.B. einen hiesigen Bauern schickte und in dem er ihm für gute Behandlung dankte
  • ein Souvenir aus dem ersten Urlaub

Und immer sind diese Dinge mit wichtigen Augenblicken oder Ereignissen im Leben einzelner verknüpft. Es lohnt sich, den Versuch zu unternehmen, solch einen „Raum der Erinnerung” in Kamen zu schaffen. Genügend Häuser in der Altstadt, die vor dem Verfall stehen, gibt es (vgl. a. gesonderten Artikel „Dezentrales Museum”).

KH

Ein dezentrales Museum für Kamen!

Der Kultur Kreis Kamen regt an, in Kamen ein dezentrales Museum einzurichten. Es gibt in der Stadt Kamen relativ viele Leerstände. Alte Bausubstanz in der Kirchstraße, Weststraße, Oststraße, Nordenmauer, Am Geist und andernorts steht vor dem Verfall, ihr Abriß ist absehbar.

 

Nordenmauer 29 2 Kopie

Dem KKK schwebt ein dezentrales Museum für Kamen vor. Das bedeutet, daß im Museum an der Bahnhofstraße durch die Auslagerung einzelner Abteilungen in leerstehende Häuser in der Stadt Platz für eine bessere Präsentation der umfangreichen Bestände geschaffen werden könnte.

Kirchstraße 10 Kopie

Es ist vorstellbar, daß etwa die traditionsreichen Handwerke in Kamen, z.B. Schuhmacher und Leineweber, je ein eigenes Haus bekommen, wo sie in etwa der alten Art präsentiert werden könnten. Gleiches gilt für die Erinnerung an den Bergbau, die Germanen. Der im Haus der Stadtgeschichte freiwerdende Platz könnte anderweitig genutzt werden, z.B. auch, um aus dem umfangreichen Bestand des Archivs die „Urkunde des Monats“ der Öffentlichkeit vorzustellen. Zusätzlich könnte der Eingangsbereich publikumsfreundlicher gestaltet werden (Café, Museumsladen). Selbst eine Touristen-Information fände noch Platz. Solche Häuser könnten an einzelnen Tagen pro Woche geöffnet sein und während dieser Zeit von Handwerkern, die sich mit alten Arbeitsweisen auskennen, betreut werden. Diese Arbeitsmethoden könnten demonstriert werden, Schulklassen (und andere) würden Dinge erfahren können, die dabei sind auszusterben. Des weiteren lassen sich in diesen Häusern viele weitere Veranstaltungen oder auch Mitmachaktionen für Schulklassen organisieren.

Am Geist 2 Kopie

Es möge hier genügen, darauf hinzuweisen, daß sich noch viele weitere Möglichkeiten ergeben werden, sobald solche Häuser in Betrieb genommen werden. Auf diese Weise könnten vom Abriß bedrohte Häuser in der Innenstadt gerettet und zu Schmuckstücken werden, Leerstände verhindert und mehr Leben in die Stadt gebracht werden. Diese Gebäude könnten eventuell auch Vereinen als Vereinsheime zur Verfügung gestellt werden, z.B. gegen die Auflage, sie zu pflegen und für die im Laufe der Zeit notwendig werdenden Reparaturen zu sorgen, zunächst mietfrei, später gegen eine maßvolle Jahresmiete. Diese Häuser könnten durch die Stadt angekauft werden. Gleichzeitig sollte es gelingen, große Teile der Kamener Industrie und des Handwerks hinter der Idee zu versammeln und sie zu bewegen, die Renovierung zu übernehmen. Durch eine geeignete Konstruktion wären diese Kosten steuerlich absetzbar. Erwünschter Nebeneffekt (oder Voraussetzung?) wäre ein höherer Grad der Identifizierung dieser Unternehmer mit ihrer Stadt Kamen. Im günstigsten Fall führte dieses Vorhaben zu einer breiten Bewegung auch in der Bürgerschaft. Das bedarf großer Anstrengungen seitens aller am Wohle der Stadt interessierten Stellen: Politik und Verwaltung, Vereinen, Gruppierungen und einzelner Bürger. Schwer, aber nicht unmöglich, wenn alle an einem Strang ziehen.

(Photos: KKK)

KH
Der Gedanke „Ein dezentrales Museum für Kamen“ läßt sich wunderbar weiterspinnen. Seit 80 Jahren ist bekannt, daß es in Kamen mit der germanischen Ausgrabungsstätte im Seseke-Körne-Winkel die wichtigste archäologische Fundstätte Nordwestdeutschlands für die Erforschung unserer Vorfahren gibt. Ein Symposion in der Kamener Stadthalle im Jahre 2009 unter der Leitung des heimischen Archäologen Dr. Georg Eggenstein stellte als Ergebnis fest, daß die Ergebnisse aus der Kamener Ausgrabung unser traditionelles Bild vom metsaufenden und keulenschwingenden Wilden dringend revidiert werden muß. Und seit langem ist klar, daß Kamen aus dieser Tatsache ein Juwel des kulturellen Lebens (und des Stadtmarketings) machen könnte. Müßte. Angeregt durch das Bergkamener Vorbild, wo man mehr als 15 Jahre brauchte, bis aus der ersten, belächelten, Idee tatsächlich eine römische Holz-Erde-Mauer entstand, liegen auch in Kamen Vorschläge vor. Der Heerener Ortsheimatpfleger Karl-Heinz Stoltefuß griff die Idee eines dezentralen Museums für Kamen des KKK auf und erweiterte sie um einen dreistufigen Vorschlag, den Seseke-Körne-Winkel zu einem Schwerpunkt der Kamener Geschichtsdiskussion zu entwickeln:

  1. Erstellung einer Sonderschau „Germanensiedlung“ im Dachgeschoß des Museums in der Bahnhofstraße;
  2. Pfostenabsteckung des germanischen Langhauses im Seseke-Körne-Winkel;
  3. Rekonstruktion des Langhauses.

germ. Langhaus Kopie

Photo: Stefan Milk, Hellweger Anzeiger

Der KKK hat bereits einen Schritt getan, um die Ausgrabungsstätte bekannter zu machen und eine Tafel mit der Geschichte und Abbildungen erstellt und das Projekt auf den Weg gebracht. Sie soll am Klärwerk stehen und wird Bestandteil einer Radrundfahrt sein, die zu weiteren historisch bedeutsamen Stellen in und um Methler herum führen wird. Aber alle, die sich an dieser Diskussion beteiligen, sind sich darüber einig, daß am Ende idealerweise der Nachbau des Langhauses stehen muß, und zwar in der Nähe der Originalfundstelle. Das wird jedoch dauern (vgl. Bergkamen). Daher schlägt der KKK als verhältnismäßig leicht zu verwirklichende Zwischenstufe den Nachbau eines offenen germanischen Speicherhauses vor, in dem Modelle des Langhauses, weiterer Gebäude, die bei den Untersuchungen des Geländes im Juli 2014 lokalisiert werden konnten, Kopien von Fundstücken usw. ausgestellt werden könnten. Auf diese Weise würde der Bedeutung des Ortes Rechnung getragen, Spaziergängern und Radfahrern, die heute schon in großer Zahl dort zu finden sind, ein lohnendes Ziel geboten und ein Prozeß in Gang gesetzt, der dazu führen könnte, daß mittel– bis langfristig dort ein Nachbau des germanischen Langhauses stehen würde, als Gegenüber zur Holz-Erde-Mauer auf dem Römerberg in Oberaden. In Bergkamen würde man sich sicher darüber freuen, spielte sich doch zwischen 11 und 8 v.Chr. zwischen diesen beiden Lagern ein reger Verkehr ab. Ohne die Germanen hätte es die Römer dort gar nicht gegeben.

KH

ART KAMEN 2014

ART KAMEN 2014

Internationale Kunstmesse im Kreis Unna

27. + 28. Sept. 2014

Kamener Stadthalle Rathausplatz 2/4, 59174 Kamen

27. Sept., 18-24 Uhr: Kunstnacht

28. Sept., 11-19 Uhr: Kunstmesse

Eintritt: frei!

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Der Kultur Kreis Kamen ist auf der Kunstmesse mit einem Infostand vertreten.

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Die Künstlergemeinschaft REFLEX und die Kamener Stadthalle veranstalten

im Herbst 2014 die 8. Auflage der ART KAMEN, die sich mit ca. 70 Künstlerinnen

und Künstlern aus ganz Deutschland und den europäischen Nachbarländern sowie den USA vorstellt. 

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Weitere Infos:  www.reflex-nw.de

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PlakatArtKamen2014