Flurnamen: Malter – Scheffel


von Klaus Holzer

Abb. 1: Straßenschild

„Malter“ und „Scheffel“ sind sicherlich zwei Wörter, die einmal zum täglichen Sprachgebrauch der Ackerbürger und natürlich auch der Bauern in unserer kleinen Ackerbürgerstadt gehörten. Und bestimmt gebrauchten unsere Vorfahren sie noch lange, nachdem 1799 das Dezimalsystem in Paris deklariert wurde, zunächst der Meter, dann alle anderen Maße, Fläche und Hohlmaße, die dann offiziell seit den 1890er Jahren auch in Deutschland galten. (Und wie lange wird es wohl noch dauern, bis auch das letzte alltäglich gebrauchte nicht-metrische Maß aus unserem Sprachgebrauch verschwunden sein wird: viertel, halbes, dreiviertel Pfund? Und im landwirtschaftlichen Bereich mag es auch noch eine Zeitlang den „Morgen“ geben.)

                      Abb. 2: Scheffelmaß

„Scheffel“ ist ein altes Hohlmaß für Getreide und Hülsenfrüchte. Das Wort war schon im Althochdeutschen bekannt: skeffil, dann mhd. scheffel, auch in der Form schepel geläufig. Dieses Maß wurde bald auch als Flächenmaß verwendet und bezeichnete soviel Boden, wie man mit einem Scheffel Körner besäen kann. Zum Abmessen der richtigen Menge wurde das Gefäß gefüllt und dann am oberen Rand glatt gestrichen.

Die Menge eines Scheffels schwankte regional sehr stark, daher war ein Scheffel keine verläßliche Größe. Die Bandbreite eines Scheffels variierte je nach Region, ja sogar nach Ortschaft zwischen 23 und 223 Litern. Entsprechend verhielt es sich mit dem Flächenmaß: mit einem Scheffel Saatgut konnte man 1 bis 2½ Morgen besäen.

Kein Wunder, daß hier eine Vereinheitlichung dringend nötig war. in den 1890er Jahren hatten sich Standardmaße durchgesetzt, was größere Rechtssicherheit brachte. Dieses Hohl- wie auch Flächenmaß galt bis zum Beginn des 19. Jh. Dann setzte sich der preußische Morgen als Flächenmaß durch (Westfalen war seit dem Wiener Kongreß 1815 preußische Provinz), wonach das Hohlmaß Scheffel ganz von allein obsolet wurde.

Eng verwandt mit dem Scheffel ist der Malter, ebenfalls ein Hohlmaß, das meist 4 Scheffel, jedoch bei uns im Hellwegkreis ca. 24 Scheffel enthielt.

Abb. 3: Wilhelm Busch: Bauer Mecke (aus Max und Moritz)

„Malter“ ist ein Hohlmaß für Getreide und Hülsenfrüchte, das allerdings eine beträchtliche Menge enthielt, weswegen i.d.R. das kleinere Maß „Scheffel“ für den täglichen Gebrauch viel wichtiger war.

Das Sträßchen „Malter“ gibt es in Kamen seit 1924. Damals hieß es „Am Malter“, es war von Anfang an eine Anliegerstraße. Seit Juni 1968 heißt es nur noch „Malter“.

Abbildungen:

Abb. 1: Photo Klaus Holzer; Abb. 2: Leihgabe aus der Heimatstube Hörste bei Halle in Westfalen im Museum Halle;     Abb. 3: aus: Wilhelm Busch, Und die Moral von der Geschicht, Hrsg. Rolf Hochhuth, Gütersloh 1959

Quellen: 

Leopold Schütte, Wörter und Sachen aus Westfalen 800 bis 1800, 2. überarb. u. erw. Auflage, Münster 2014; Gisbert Strootdrees, Im Anfang war die Woort, Flurnamen in Westfalen, Bielefeld 2017; Stadt Kamen