von Klaus Holzer
Abb. 1: Straßenschild
Ein Hamm ist der Winkel zwischen zwei Flüssen oder eine Flußkrümmung. Eine solche Lage bot für Neusiedlungen des gerade seßhaft gewordenen Menschen in der Jungsteinzeit einen entscheidenden Vorteil, weil sie auf zwei Seiten einen natürlichen Schutz bot, in Kamen zwischen Seseke und Körne.
Weitere Bedeutungen waren: ham, hammes, hämme – Zaun, Pferch, Hürde, Einfriedung, eingehegtes Landstück, oft in Wassernähe, deshalb auch Deutung als „Landstück in einer spitzig abknickenden, ein Dreieck bildenden Flußschlinge; oft in Siedlungsnamen“. So schrieb Levold von Northoff vom Gut Nordhoff, später Haus Bögge zugehörig, ein bedeutender Kleriker und Chronist, vor 1358: „eine Stadt, die man den Hamm nennt“: heute Hamm. Hier ist die ursprüngliche Bedeutung erkennbar, ebenso noch in Hamburg, im Englischen in Namen wie Southampton.
Im Mittelniederdeutschen bedeutete „ham“ auch Kniebeuge, daher z.B. Englisch ham = Schinken, kölsch Hämchen = Schinkeneisbein.
Der Hemsack in Kamen nimmt zum einen Bezug auf die Lage zwischen den beiden Flüssen, wo vor Tausenden von Jahren die germanische Siedlung entstand, die zu den bedeutendsten Ausgrabungsstätten zum Thema Germanen zählt und deren Funde zum großen Teil im Kamener Haus der Stadtgeschichte ausgestellt sind (aber auch im Gustav-Lübcke-Museum in Hamm gibt es wunderbare Exponate aus dieser Siedlung). Zum anderen aber bedeutet der Name auch die Unmöglichkeit, nach dem Eingang hinauszugehen: Sack.
Ursprünglich handelt es sich bei dem Namen „Hemsack“ um eine Flurbezeichnung, die das ganze Gelände umfaßte. Erst im Januar 1981 wurde dieser Name auf eine dort verlaufende Straße verengt.
Abb. 2: Der Hemsack 1955; davor der Koppel(Gondel)teich und die Badeanstalt, rechts oben die Zeche Monopol
Abb. 3: Der Hemsack am 5. Dez. 1960; im Hintergrund die Zeche Monopol, noch mit hohem Schornstein und den zwei Fördertürmen, Vorgänger des heute denkmalgeschützten Förderturms
Alte Kamenser werden sich erinnern, daß der Hemsack ein großes Sportgebiet war, mit mehreren Fußballplätzen nebeneinander, umgeben vom Oval einer 1000-Meter-Bahn, der einzigen in Deutschland. Im Hemsack fanden auch die jährlichen Prüfungen für das Sportabitur statt, auf Bahnen, die heute kein Athlet mehr betreten würde, weil die Verletzungsgefahr viel zu hoch ist. Die Qualität der Bahnen entsprach der eines halbwegs vernünftigen Feldwegs. Ein so weitläufiges Sportgelände ließ sich nicht angemessen pflegen. Der Versuch, es zu erhalten, indem dort Motorrad- und Motocrossrennen veranstaltet wurden, scheiterte nach nur einer Veranstaltung.
Abb. 4: Der Hemsack 2018; rechts Technopark & Gründerzentrum, am oberen Bildrand das Klärwerk, links das Industriegebiet Hemsack
Auf diesem Photo ist, obgleich der Verlauf der Körne zur Zeit der Entstehung des Namens ganz anders war (sie verlief weiter westlich, hinter dem Klärwerk), deutlich ein Flußdreieck, ein Hamm, zu erkennen. Die Körne fließt zwischen den Bäumen vor dem Klärwerk am oberen Bildrand nach rechts in die Seseke.
Zur Zeit (Sommer 2020) wird das Gelände überplant mit dem Ziel, ein Wohngebiet am Fluß zu errichten.
Abbildungen: Abb. 1: Photo Klaus Holzer; Abb. 2 & 3: Archiv Klaus Holzer; Abb. 4: Photo Stefan Milk
Quellen: Levold von Nordhof, Chronik der Grafen von der Mark und der Erzbischöfe von Cöln, aus Handschriften verbessert und vervollständigt von Dr. C.L.P. Tross, Hamm 1859; Gisbert Strootdrees, Im Anfang war die Woort, Flurnamen in Westfalen, Bielefeld 2017
KH